Anna Golde, Michael Mayer, Toni Pitschmann, Sophie Aouami, Alvaro Rentz - Foto: Tobais Metz
Anna Golde, Alvaro Rentz, Toni Pitschmann, Sophie Aouami, Michael Mayer - Foto: Tobias Metz
Anna Golde, Alvaro Rentz, Michael Mayer, Sophie Aouami, Toni Pitschmann - Foto: Tobias Metz
Anna Golde, Michael Mayer, Alvaro Rentz, Sophie Aouami, Toni Pitschmann - Foto: Tobias Metz
Anna Golde, Alvaro Rentz, Michael Mayer, Sophie Aouami, Toni Pitschmann - Foto: Tobias Metz
Michael Mayer, Toni Pitschmann, Alvaro Rentz, Sophie Aouami, Anna Golde - Foto: Tobias Metz
Toni Pitschmann, Sophie Aouami, Anna Golde, Alvaro Rentz, Michael Mayer - Foto: Tobias Metz
Anna Golde, Sophie Aouami, Michael Mayer - Foto: Tobias Metz
Alvaro Rentz, Sophie Aouami, Michael Mayer, Toni Pitschmann, Anna Golde - Foto: Tobias Metz
Sophie Aouami, Michael Mayer, Alvaro Rentz, Toni Pitschmann - Foto: Tobias Metz
Toni Pitschmann, Anna Golde, Alvaro Rentz - Foto: Tobias Metz
Sophie Aouami, Michael Mayer - Foto: Tobias Metz
Anna Golde, Toni Pitschmann, Sophie Aouami, Alvaro Rentz, Michael Mayer- Foto: Tobias Metz
Alvaro Rentz, Toni Pitschmann, Anna Golde, Sophie Aouami, Michael Mayer - Foto: Tobias Metz
Toni Pitschmann, Sophie Aouami - Foto Tobias Metz
Grafik: Peter Engel

Die Nacht so groß wie wir

Nach dem Roman von Sarah Jäger Bühnenfassung von Monika Kosik

14+


Reutlinger Generalanzeiger, 18. März 2024

Fünf am Rand des Lebens: Das Junge LTT zeigt »Die Nacht so groß wie wir«

(von Thomas Morawitzky)

Das Junge LTT bringt Sarah Jägers Jugendroman »Die Nacht so groß wie wir« auf die Bühne: Die Abenteuer einer Abi-Nacht.

»Heute entlassen wir Sie ins Erwachsenenleben!« – im Chor sprechen sie die Worte nach, die ihr Rektor kurz zuvor sprach. »Die Nacht so groß wie wir« führt in die Nacht nach einem Fest: Das Abitur ist vorbei. Was wird nun? Erst einmal werden Grenzen erprobt, erst einmal leben sie sich aus, wollen sich entdecken. Sie denken an die Vergangenheit, denken an die Zukunft. Sie träumen von einer Initiation, aber sie wissen, von ungefähr, dass die Zeit ihrer Freundschaft zu Ende geht.

»Die Nacht so groß wie wir« ist ein Roman der Jugendbuchautorin Sarah Jäger, Jahrgang 1979, erschien 2021 und wurde schon einmal, in Düsseldorf, auf die Bühne gebracht. Monika Kosik hat den Stoff nun für das Junge LTT neu bearbeitet und inszeniert. Sie stellt ihre Figuren auf in kühlem Techno-Mobiliar, vor Wänden aus schimmerndem Aluminium, neonleuchtenden Gittertrennwänden, blauen Würfeln und Fässern – die Bühne schuf Sophia Debus. Die große Party ist das zentrale Motiv des Stücks – deshalb gibt es viel Musik, modernen R’n’B. Das Zueinander der Figuren, ihr Gruppengefühl artikuliert sich in Tanzszenen – Lin Verleger besorgte die Choreografie.

Die Nacht, durch die sie ziehen, die Menschen, auf die sie treffen, entstehen aus ihren Erzählungen heraus: Abwechselnd berichten sie von ihrer Zeugnisübergabe, davon, wie Pavlow den Rektor ihrer Schule dazu brachte, sich vor ihm zu bücken, indem er sein Zeugnis fallen ließ. Pavlow ist es auch, der sagt: »Das ist die Nacht, in der wir sterben müssen. Vom Ungeheuer verschlungen und dann wiedergeboren.« Großes Pathos ist angesagt.

Und Pavlow möchte zu Beginn dieser Nacht eine Rechnung begleichen: Die Clique dringt ins Haus von Pavlows Vater ein und richtet dort Verwüstung an. Der Vater hat nun eine neue Familie, vernachlässigt seinen Sohn. Familienbilder sind Beutel, voll von schwarzen Papierfetzen, die platzen, über die Bühne wehen. Die Aufmerksamkeit, die Pavlow sich erhoffte, wird ihm aber weiterhin versagt – der Vater schaut ihn nur kalt an. »Nicht einmal eine Ohrfeige bin ich ihm wert«, sagt Pavlow.

Er ist die am deutlichsten zerrissene Figur des Stücks. Er nähert sich Suse zuletzt sehr direkt, sie wehrt ihn ab. Suse und Pavlow waren die Kernzelle der Clique – nun zerbricht ihre Freundschaft. Bo dagegen erzählt schließlich, weshalb er das Abitur nicht bestand: Ein Aneurysma wurde in seinem Gehirn schon früh entdeckt, ist gewachsen. Er und Maja kommen sich dennoch näher – aber auch Maja, die am sichersten, optimistischsten wirkt, hat ein Geheimnis. Und Tolga schweigt – als eine Figur, die fast autistisch wirkt, als heimlicher Mittelpunkt, kriecht er in eine Tonne, betrachtet alles mit dem Camcorder, filmt unentwegt und wirft die Bilder der Clique ans Wellblech der Bühne.

Ein wenig erinnert »Die Nacht so groß wie wir« im LTT an John Hughes Film »The Breakfast Club« von 1985 – dort treten zwar keine Abiturienten auf, die feiern, sondern Jugendliche, die nachsitzen müssen, sich zuvor nicht kannten. Das Muster jedoch ähnelt sich: Die Schule als ein Ort, an dem sich Schicksalsgemeinschaften bilden, aus jungen Menschen mit sehr unterschiedlichem sozialem Hintergrund, und ein Ereignis, das einen Schnitt setzt, sie zusammenwürfelt und dann verstreut im Leben. Was aus ihnen werden soll, bleibt offen, und das Stück selbst wird zum Porträt dieser fünf Charaktere, für die der sogenannte Ernst des Lebens eigentlich lange schon begonnen hat.

Sophie Aouami als Maja, Anna Golde als Suse, Michael Mayer als Bo, Toni Pitschmann als Tolga und Alvaro Rentz als Pavlow zeichnen diese Porträts sehr ausdrucksstark, zeigen die Protagonisten am letzten Abend ihrer Jugend als Persönlichkeiten, die schon gezeichnet sind – rebellisch, extrovertiert, in sich verschlossen, vernünftig, sensibel. Drei von ihnen, Maja, Suse und Bo, sitzen zuletzt noch beisammen und denken zurück. »Wenn wir uns nachts verlieren, finden wir uns morgens vor der Penne wieder. Und da sitzen wir dann und warten, bis irgendwann der Schlüssel umgedreht wird.«


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cul-tu-re.de, 17. März 2024

Die Nacht der Nächte

(von Martin Bernklau)

Monika Kosik inszeniert das Abi-Drama „Die Nacht so groß wie wir“ nach Sarah Jägers Roman in der Tübinger Werkstatt des Jungen LTT

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