Franziska Beyer Foto: Maurice Bajohr
Stephan Weber Foto: Maurice Bajohr
Sabine Weithöner Foto: Maurice Bajohr
Foto: Maurice Bajohr
Jennifer Kornprobst Foto: Maurice Bajohr
Foto: Maurice Bajohr
Dennis Junge Foto: Maurice Bajohr
Stephan Weber Foto: Maurice Bajohr
Dennis Junge, Jennifer Kornprobst Foto: Maurice Bajohr
Foto: Maurice Bajohr
Foto: Maurice Bajohr

Lebendige Stolpersteine

Ein theatraler Gang durch die jüdische Geschichte Tübingens


Schwäbisches Tagblatt, 9. Juli 2024

Wie Unsichtbares sichtbar wird

(von Moritz Siebert)

Mit Tablet und Kopfhörer führt das LTT durch die von Antisemitismus geprägte Geschichte jüdischen Lebens in Tübingen. Es geht um die Frage, was man hätte tun können. Aber auch: Was kann man tun?

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Reutlinger General-Anzeiger, 9. Juli 2024

Zwischen Hass und Hoffnung

(von Thomas Morawitzky)

Sapir Heller hat für das LTT einen theatralen Spaziergang durch die jüdische Geschichte Tübingens inszeniert

Es beginnt in der Gartenstraße, am Platz der Synagoge. Von dort führt das Landestheater Tübingen (LTT) durch die Tübinger Innenstadt, über Kopfsteinpflaster in Gässchen, und erzählt dabei die Geschichte des jüdischen Lebens in dieser Stadt – eine Geschichte, die von Ausgrenzung, Verfolgung bestimmt ist, lange ehe der Wahnsinn des Nationalsozialismus, der Judenverfolgung auch Tübingen erfasste und schreckliche Dinge geschahen.

»Lebendige Stolpersteine« hat das LTT seinen theatralen Gang genannt und knüpft damit an das Projekt der Stolpersteine an, das der Berliner Künstler Gunter Demnig schon 1992 initiierte, das fortdauert und bei dem Stolpersteine, kleine Tafeln aus Messing, mit Daten versehen, verlegt werden, die an die Opfer des NS-Regimes erinnern, meist nahe bei den Häusern, in denen diese Menschen lebten und arbeiteten. 2023 verlegte Demnig den 100.000. Stolperstein, in Nürnberg.

27?Stolpersteine gibt es allein in Tübingen. Die Teilnehmer am Theaterspaziergang werden manchen von ihnen begegnen, allen zuletzt in der Werkstatt des LTT, in der der Spaziergang endet.

Auf dem Weg dorthin, bei einem Gang durch ein Tübingen, das an diesem Abend glücklich unter einem strahlend blauen Himmel liegt, entsteht ein Bild der jüdischen Kultur, so sehr wie ein Bild des Hasses, den diese Kultur auf sich nehmen musste.

Die Spaziergänger lernen die Geschichten von Menschen kennen, die kämpften, sich wehrten, unterlagen, vertrieben, oft ermordet wurden. Der Förderverein für jüdische Geschichte in Tübingen ist Kooperationspartner des LTT, die israelische Regisseurin Sapir Heller inszenierte – und Franziska Beyer, Dennis Junge, Jennifer Kornprobst, Immanuel Krehl, Stephan Weber, Andreas Guglielmetti und Sabine Weithöner treten auf, führen durch die Stadt, erscheinen als lebendig gewordene Geschichte in den Straßen.

Die Spaziergänger erfahren vom Café Pomona, das als geselliger Ort in Tübingen galt und einer der ersten wurde, der die Juden vom gesellschaftlichen Leben ausschloss. Sie hören von Graf Eberhard im Bart, dessen Namen die Universität Tübingen noch heute trägt und der ein erbitterter Judenhasser war. Sabine Weithöner tritt auf, ganz in Schwarz, und erzählt vom Selbstmord ihres Mannes Jakob: »Er lag schlussendlich tot unter dem Gashahn.«

Zu Beginn des Spaziergangs haben die Teilnehmer je ein Tablet erhalten, mit Ohrhörern versehen; sie können Jahreszahlen als Codes eingeben und erhalten so weitere Informationen, Bilder, Namen, können auch abstimmen – zum Beispiel über die spitze Forderung, im Tübinger Gemeinderat eine Quote von 30 Prozent jüdischer Räte einzuführen. Brücken in die Gegenwart werden geschlagen, zum Konflikt zwischen Israel und Palästina, zum Anwachsen antisemitischer Ressentiments; ein Schauspieler tritt auf als judenfeindlicher Passant, geht wutentbrannt davon.

Und alles führt zuletzt ins LTT, in ein Ambiente der Gastlichkeit, auf einer Bühne, die das Publikum betreten darf, auf der Wohnzimmerlampen stehen, Topfpflanzen, wo Fladenbrot mit Humus serviert wird. Hier hat es Tische, Stühle und jene große Wand, auf der die Bilder aller Menschen zu sehen sind, denen ein Tübinger Stolperstein gewidmet ist, nebst anderen Menschen, die weltberühmt sind und mit den jüdischen Leben verbunden: Albert Einstein, Bob Dylan, Mascha Kaléko, Steven Spielberg, Gertrude Stein, Simon and Garfunkel. Diesem Duo begegnete man zuvor schon, als Stephan Weber in der Neckargasse »Sounds of Silence« zur Gitarre sang und an einen jüdischen Händler erinnerte, der die Boykottplakate von seinem Laden riss: »Er will rufen: Ich bin doch einer von euch, einer der modernsten Geschäftsleute Im Theatersaal endet der Spaziergang derweil mit einem gesungenen Gedicht von Itzik Manger, einem jüdischen Poeten: »Dicht am Weg steht ein Baum« – ein Lied, das, symbolisch, von der Bedrohung des jüdischen Lebens erzählt.


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Nachtkritik.de, 8. Juli 2024

Was kann man tun?

(von Steffen Becker)

In Tübingen fühlt sich nur noch eine Handvoll Menschen der jüdischen Gemeinde zugehörig. Einst war das anders. Regisseurin Sapir Heller lässt mithilfe von Augmented Reality und Tablets auf einem theatralen Spaziergang die jüdische Geschichte der Stadt lebendig werden.

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cul-tu-re.de, 8. Juli 2024

Bewegt und bewegend

(von Martin Bernklau)

„Lebendige Stolpersteine“ – ein Theaterspaziergang durch die Tübinger Altstadt widmete sich der lokalen jüdischen Geschichte und Leidensgeschichte

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