Dienstagabend, Landestheater Tübingen: Palmer steht in Jeans, hellem Sakko und all seiner Schlaksigkeit auf der Bühne und tanzt. Das Theater hat gerade die Premiere des Stücks „Irgendwo, irgendwie, irgendwann“ hinter sich, der Saal tobt. Vorher hatte sich die Tübinger Kultur-Bohéme von der Biotech-Firma Cegat Wattestäbchen in die Nasen bohren lassen. Später dann Tränen der Rührung – und draußen die Pandemie. Die dritte Welle bleibt auch am Neckar nicht unbemerkt. 72 Prozent von 8000 Tübingern sagten in einer Online-Umfrage, sie halten den Versuch für zu riskant. Repräsentativ ist das nicht, doch ein Hauch von Wagnis liegt in der Tübinger Luft. Auch, weil die Schnelltests keine hundertprozentige Sicherheit geben.
„Wir beobachten die Situation ganz genau, das können Sie uns glauben“, sagt Lisa Federle, die Erfinderin des Massentestens. Die Ärztin und Verdienstkreuz-Trägerin versichert, dass das Tübinger Modell eines auf Abruf ist, wenn die Infektionszahlen durch die Decke gehen sollten. An der Inzidenz, so Palmer, solle das aber nicht ausschließlich festgemacht werden. Die Hoffnung ist, dass das Tübinger Modell so weitergehen kann, bis die Umstände ein Lockern ohne Tests erlauben.
(Schwäbisches Tagblatt)