Dramatisches Gedicht von Gotthold Ephraim Lessing
„Sind wir unser Volk? Was heißt denn Volk?"
In Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge wird Recha, die Tochter des reichen Juden Nathan, bei einem Brand von einem jungen Tempelherren gerettet. Ein christlicher Kreuzritter, der mitten im Krieg ein Judenmädchen rettet? Aber auch der Tempelherr selbst verdankt sein Leben einem wundergleichen Ereignis: dem Gnadenakt des Sultans Saladin. Der Tempelherr scheint seine Tat allerdings schon zu bereuen. Harsch weist er alle Annäherungsversuche Rechas ab, die für ihren Retter schwärmt. Zur selben Zeit versucht der Sultan, Nathan eine Falle zu stellen, um mit dem Geld des reichen Juden seine Kriegskasse aufzufüllen. Nathan soll dem muslimischen Herrscher sagen, welche der drei Weltreligionen die wahre sei. Die christliche, die jüdische oder die muslimische?
In Lessings „Nathan“ (1779) wird der Absolutheitsanspruch jeder Religion gleichnishaft ad absurdum geführt zugunsten einer gelebten Menschlichkeit. Das Stück ist ein Manifest des Glaubens daran, dass Verständigung über kulturelle und religiöse Grenzen hinweg möglich ist. Die Wiederbegegnung mit „Nathan“ ist hochpolitisch und lebensnotwendig angesichts einer Weltlage, in der sich der Kampf der Religionen zunehmend verschärft und sich in menschenverachtendem Terror ebenso entlädt wie in dumpfen Ängsten und Vorurteilen.
Premiere 30. September 2016
Pausiert
Dauer 160 Minuten (Pausen: 1)