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Türkisches Märchen für die Bühne bearbeitet von Anne-Kathrin Klatt
Uraufführung
6+
Reutlinger General-Anzeiger, 24. November 2014
(von Monique Cantré)
Das türkische Märchen „Der schöne Fischer“ in einer verspielten Fassung von Anne-Kathrin Klatt am Jungen LTT unter viel Applaus uraufgeführt
Ein gewinnendes Türkeibild zaubert das Junge LTT auf die Werkstattbühne: Fröhliche Theatermenschen in prächtig bunten, glitzernden Kostümen erzählen mit ansteckender Spiellaune ein altes Märchen. Darin darf die Sultanstochter den Mann ihrer Wahl heiraten und lernt gleichzeitig, dass sie sich auf ihre hohe Herkunft nichts einzubilden braucht. Die Liebe überspringt nämlich soziale Kluften.
Für Kinder ab sechs Jahren hat Anne-Kathrin Klatt das türkische Märchen »Der schöne Fischer« in eine Handlung eingebunden, in der ein junger Fischer von einem Meister der szenischen Erzählkunst dessen Handwerk lernen will. Als Aufnahmeprüfung verlangt Märchenerzähler Osman von Murat, dem Fischerjüngling, dass er besagtes Volksmärchen »Der schöne Fischer« mit all der ihm zur Verfügung stehenden Raffinesse darbietet. Dabei genießt er freilich den Vorzug, dass sowohl Osman als auch dessen Nichte Aylin mitwirken. Und außerdem steht ihm der fabelhafte Musiker Süleyman (Volkan Can) zur Seite, der mit der türkischer Laute Baglama für zauberische morgenländische Klänge sorgt oder mit der Darbuka-Trommel für herrische Machtworte. Gemeinsam werden auch türkische Lieder gesungen.
Fischer lernt Bauchtanz
Die Theater-im-Theater-Situation ermöglicht, dass das alte, eigentlich eher schwergewichtige Märchen mit einer gewissen Komik bebildert werden kann. Linda Lienhard als Aylin/Sultanin grinst sich immer wieder eins, während sie orientalische Tanzfiguren mit den typischen Handgesten vorführt und den zu seinem Schutz als Haremsdame verkleideten Fischer im Bauchtanz unterweist. Henry Braun als Murat sträubt sich nicht gegen den peinlichen Verkleideschnickschnack, schließlich will er ja nicht durchfallen.
Um dem Märchen größere Dramatik einzubauen, hat Anne-Kathrin Klatt einen Gegenspieler für den schönen Fischer erfunden, nämlich einen fiesen Großwesir, der vor keiner Intrige zurückschreckt, um dem Fischer die Braut wegzuschnappen. In Form einer von Klatt gefertigten Handpuppe mit wirklich scheußlichem Rattengesicht führt ihn Osman (Andreas Laufer) höchstpersönlich durch die Geschichte – sogar bis aufs Meer, wo der Ekel-Kerl mit Badekappe auftaucht.
Per Schiff aus einer riesigen Stoffplane, die davor in dem originellen Bühnenbild von Adam Slowik der Harem war und mit ihren Aufhängedrähten dem schönen Fischer als Harfe diente, kommt die Sultanin nach Ägypten, wo sich ihr Liebster stumm verborgen hält. Mit einer »Fata-Morgana-Maschine«, nämlich einem Tageslichtprojektor, entsteht Ägypten mit Pyramiden und Kamelen. Und schon naht das Happy End.
Das Premierenpublikum überschüttete die Darsteller nach diesem reizvollen Theatererlebnis mit Applaus.
Reutlinger Nachrichten, 24. November 2014
(von Kathrin Kipp)
"Kein Streit ist vergebens, wenn man aus ihm die Versöhnung lernt": Das Junge LTT spielt das türkische Märchen "Der Schöne Fischer" in der neckischen und effektvollen Fassung von Anne-Kathrin Klatt.
Der Fischer aus dem Dorf ist zwar schön, riecht aber ein wenig streng nach Fisch und wird deshalb von vielen gemobbt. In der Stadt trifft er auf die liebreizende Tochter der Sultans, die ihn als Frau verkleidet in ihren Harem schleust. Man verliebt sich, heiratet, aber die hochwohl geborene Sultanin macht sich immer wieder über seine Herkunft lustig. Es kommt zum Streit, ihm verschlägt es die Sprache, und er flüchtet mit dem Schiff nach Ägypten, wo er als stummer Lautenspieler den Pharao unterhält.
Die Puppen- und Schauspielerin Anne-Kathrin Klatt steht dieses Mal nicht selbst auf der Jung-LTT-Bühne, hat aber als Regisseurin das türkische Märchen für die Bühne - ganz in orientalischer Tradition - dramaturgisch aufgepeppt und mit allerlei neckischen Effekten und optischem Schabernack inszeniert: Kostüme im Oriental-Look, goldige Puppen, wandlungsfähige Requisiten, folkloristische Musik, überzogene Klischees, türkisches Gefluche und salbungsvoller Gesang, magisches Schattenspiel und das gut gelaunte Schauspielensemble machen das Märchen bunt, lustig und abwechslungsreich.
Um auch noch eine kleine Hommage an die Erzählkunst an sich unterzukriegen, setzt die Regisseurin der Geschichte einen Rahmen. Und so lässt sie auf der Bühne den Musiker Süleyman (Volkan Can) ganz authentisch-osmanisch in seine Laute greifen, man befindet sich beim großen Meister der Erzählkunst Osman (Andreas Laufer/Rupert Hausner) und dessen Nichte Aylin (Linda Lienhard), lümmelt auf riesigen Sitzsäcken (Bühne: Adam Slowik), trinkt Tee und singt andächtig eine türkische Volksweise.
Folklore-Kitsch macht sich breit, als auch schon der stürmische Murat (Henry Braun), ebenfalls ein armer Fischerjunge, hereinstolpert und die selige Stimmung zerstört: Er will von Osman die Kunst des Erzählens lernen und mit dem Märchentrupp auf Tour gehen. Osman will eine kleine Kostprobe sehen, aber Murat hat's überhaupt nicht drauf. Und so wirbelt der Große Märchenonkel seinen "Erzählstock" durch die Luft und haut erst mal ein paar Weisheiten raus: Erzählen sei wie Fischen, man werfe die Geschichte aus, wie eine Angel. Und wenn die Story gut ist, dann bleiben die Leute dran hängen.
Aber bevor's allzu theoretisch wird, geht's auch schon in die Praxis: Osman erzählt seine Geschichte vom schönen Fischer, Murat und Aylin spielen sie. Süleyman liefert den orientalischen Soundtrack oder rutscht bei Bedarf in die Rolle des busy Sultan, der ausschließlich per Trommelschlag kommuniziert. Und so ist immer viel optische und akustische Action im Spiel, Henry Braun und Linda Lienhard spielen die kichrigen, koketten, pesudoverschämten und schleierhaften Glitzerbauchtänzerinnen. Der Harem besteht aus einem Nomadenzelt, einfach, weil's gut aussieht, wenn der Leinenstoff an fünf Schnüren in die Höhe gezogen wird, und weil man im Zelt tolle Schattenspieleffekte erzielen kann.
Anne-Kathrin Klatt hat außerdem einen bösen Gegenspieler miteingewoben: Der Großwesir ist eine fiese, aber eigentlich auch ganz süße Ratte, die den armen Fischer, der sich mit den Gepflogenheiten am Sultanshof verständlicherweise noch ein wenig schwer tut, dazu verführt, seine Frau mit einer glibberigen, glitschigen Krake zu "überraschen". Und was das naive und schwer aufgeregte Fischerlein da abends auf das gepflegte Haupt der Sultanin legt, ist ein echter Liebestöter. Kein Wunder, dass sie ausrastet und sich schon wieder über sein niveauloses Fischersein auslässt, was ihn zutiefst kränkt, schließlich hat man auch am untersten Rand der Gesellschaft seinen Stolz. Er wird Mutist und nimmt Reißaus. Sie hinterher, und zwar mit dem Boot: vormals Zeltstoff, jetzt ein güldener Kahn.
Ein supi-süßes Riesen-Seepferdchen weist den Weg, und spätestens in Ägypten nimmt eine "Fatamorgana-Maschine" ihre Tätigkeit auf - ein Tageslichtprojektor, der den Pharao, Kamele, die Wüste an die Wand werfen kann: Nicht nur gute Geschichten, sondern auch eine prima Technik können eben wilde Bilder im Kopf machen. Und am Ende wiederum wissen wir alle wieder einmal, dass wahre Liebe Wunder wirkt.
Schwäbisches Tagblatt, 24. November 2014
(von Dorothee Hermann)
Ein wundersames türkisches Märchen am Jungen Theater des LTT
Silberne Gerätschaften glitzern, Teegläser sehen aus wie Tulpenblüten und Ziermünzen klimpern leise: Das türkische Märchen „Der schöne Fischer“ entfaltete bei seiner Premiere am Jungen LTT-Theater am Samstag einen verschwenderischen orientalischen Zauber – als träte man unversehens ein in die Welt von Tausendundeiner Nacht. Dabei zieht die grandiose Inszenierung von Anne-Kathrin Klatt stets eine Grenze zwischen Realität und Fiktion, und lässt die Figuren immer wieder von einer in die andere wechseln.
Der Märchenerzähler Osman (Andreas Laufer) ist ein sehr formbewusster Mann und besteht darauf, dass jede noch so dramatische Geschichte einen angemessenen Rahmen braucht. Man darf sie nicht einfach herausposaunen und versuchen, sie mit unbeholfenen Ausrufen wie aus dem Comic anschaulicher zu machen. So hätte sich das der junge Fischer Murat (Hanry Braun) vorgestellt, der von Osman das Erzählen lernen will.
Der Geschichtenerzähler ist ein solcher Meister seiner Kunst, dass seine Nichte Aylin (Linda Lienhard) und der Fischerjunge Murat bald verwandelt (und damit gewissermaßen in doppelter Gestalt) auf der Bühne stehen: Sie ist die Sultanin, die sich Hals über Kopf in den titelgebenden schönen Fischer verliebt. Den Abstand zwischen ihrem bisherigen Lebenssphären überwinden sie mit hinreißenden Schleiertänzen, als ein wirbelndes Spiel von Werbung, Täuschung und Verführung beginnt.
Eine Figur kommt nicht lebensgroß vor, sondern so verkümmert wie ihr Charakter. Der Schnüffelrüssler tritt nur als Handpuppe auf. Es ist der Intrigant, seines Zeichens Großwesir. Mit ihm tritt ein Hauch polterndes Kasperltheater in die Inszenierung – und erdet alle Zuschauer, die sich schon fast entrückt wähnten.
Wenn mit einfachen Mitteln prächtige Schiffe und merkwürdige Ungeheuer lebhaftig auf der Bühne erscheinen, geraten große wie kleine Zuschauer in Staunen. Oder sie müssen kichern, weil die Ausstattung so genau erfasst hat, wie sich ein glitschiger Fischleib anfühlen muss.
„Der schöne Fischer“ ist vielleicht die erste LTT-Inszenierung, die mit einem türkischen Lied beginnt, wobei auch die Laute „Saz“ zu erzählen scheint. Es spielt Volkan Can, der auch die Musik ausgewählt hat. Er gibt zudem den wortkargen Sultan, einen Basta-Typ, der sich durch knappe Trommelwirbel äußert.
Unterm Strich: So verführerisch haben sich Orient und Okzident noch selten in einem Märchen getroffen. Voll von herrlich aberwitzigen Einfällen, an denen man sich kaum sattsehen kann - und eine Verbeugung vor der Kunst des Erzählens.
Die deutsche Bühne - online, 24. November 2014
Herausragende Erzählspielkunst
(von Manfred Jahnke)
Eigentlich sollte es in einer interkulturellen Welt, in der sich Kulturen miteinander vernetzen müssen (sollten), selbstverständlich sein, dass das Theater für die verschiedenen Communities Angebote zur Verfügung stellt. Dies gilt auch für das Kindertheater.
Erstaunlich jedoch, wenn man sich umschaut, wie gering diese Angebote immer noch sind. Abgesehen von den Tanztheaterproduktionen, die mit ihrer nonverbalen Kommunikation werben, gibt es bisher viel zu wenige Versuche, Märchen oder Spieltraditionen aus anderen Kulturen zu adaptieren.
Da ist das „Junge LTT“ Tübingen schon fast eine Ausnahme, wenn es ein türkisches Märchen, „Der schöne Fischer“, auf den Spielplan setzt. Die Motive sind auch hierzulande nicht unbekannt: Eine Sultanstochter verliebt sich in den armen, jungen Fischer und nimmt ihn verbotenerweise mit in ihrem Harem. Der Gegenspieler, der Großwesir, entdeckt die Beiden. Aber der Sultan kann seiner Tochter nicht widerstehen und erlaubt die Heirat. Dabei stellt der Fischer eine Bedingung: sie darf ihn nie an seine arme Fischervergangenheit erinnern. Es kommt, wie es kommen muss. Durch eine weitere Intrige des Großwesirs wird die Prinzessin so wütend, dass sie diese Bedingung vergisst. Der Fischer verstummt und verlässt sie. Sie folgt ihm, und als sie ihn endlich findet, schweigt er. Erst als sie gehenkt werden soll, weil sie ihre Wette verloren hat, den Fischer zum Sprechen zu bringen, gibt es ein wunderbares Happy-End.
Anne-Kathrin Klatt, die den „schönen Fischer“ für die Bühne bearbeitet hat, führt auch Regie, hat die Kostüme entworfen und einer charaktervolle Rattenpuppe gebaut, die den Großwesir darstellt. Sie knüpft in ihrer Inszenierung an orientalische Erzählertraditionen an. Osman ist der Erzähler, der mit seiner Nichte Aylin und dem Musiker Süleyman durch die Lande zieht. Murat, der Osman hat erzählen hören, fühlt sich so angezogen, dass er auch Erzähler werden möchte. Geschickt mischt Klatt Rahmenhandlung und Märchen miteinander, spiegeln sich die Ebenen, treiben sich voran, unterstützt von der Musik von Volkan Can.
Klatt setzt alle Möglichkeiten des Erzähltheaters virtuos ein und fordert das Ensemble, insbesondere Andreas Laufer als Erzähler Osman, der mit starker Ausstrahlung und Spielfreude auch noch den Sultan übernimmt und, wie nebenbei, die Großwesir – Puppe und die Figuren eines Schattenspiels hervorragend führt. Linda Lienhard spielt die Prinzessin als neugierige junge Frau, die erst lernen muss, was das Märchen als Botschaft verkündet: „Kein Streit ist sinnlos, wenn man dabei Versöhnung lernt.“ Henry Braun ist der schöne Fischer, zurückhaltend, schüchtern, aber gleichzeitig alles mit selbstverständlichem Gleichmut hinnehmend, als Murat darum kämpfend, als Erzähleleve aufgenommen zu werden. Was am Ende gelingt.
Adam Slowik hat eine praktikable Bühne gebaut, die von einer Zeltkonstruktion beherrscht wird, die mal Harem, mal Schiff ist, Rahmen für eine temporeiche Inszenierung, die den Zuschauer mitreißt und alles enthält, um ein deutsches und ein türkisches Publikum gleichermaßen zu erreichen. Da verschwinden selbst die Zweifel, ob denn die Prinzessin wirklich so klischeehaft als Bauchtänzerin daher kommen muss. Kurz: die Kunst des Geschichtenerzählens überragt alles.
Schwäbisches Tagblatt, 21. November 2014
Der Zauber des Orients, poetisch und bilderreich
(von Susanne Schmitt, Vorbericht)
Junge LTT hat sich für seine nächste Premiere ein türkisches Märchen als Grundlage ausgesucht – am morgigen Samstag um 18 Uhr feiert „Der schöne Fischer“ seine Uraufführung in der Werkstatt. Geschrieben und inszeniert wird diese Märchenbearbeitung für Zuschauer ab sechs Jahren von Anne-Kathrin Klatt. Dramaturgin Susanne Schmitt sprach mit ihr.
Ihr Stück „Der schöne Fischer“ basiert auf einem türkischen Märchen. Was hat Ihnen an dieser Geschichte besonders gefallen?
Anne-Kathrin Klatt: Dieses Märchen ist ein Liebesabenteuer: Die reiche Sultanin verliebt sich in den armen Fischer. Nach einem Streit, bei dem sie dem Fischer seine Herkunft vorwirft, verlässt er sie. Sie macht sich auf, ihn zu suchen und wieder zu gewinnen. Nur durch die Liebe und das gegenseitige Vertrauen ist eine solche Beziehung möglich – die Liebe kann den Konflikt zwischen „Armut“ und „Reichtum“ überwinden. Das gefällt mir. Außerdem gefällt mir, dass in den türkischen Märchen Emotionen eine sehr wichtige Rolle spielen. Es gibt keine Angst großen Gefühlen, etwas, das bei uns oft eher verkopft behandelt wird. Darüber hinaus sind die Märchenwelten extrem poetisch und bilderreich, das ist für mich als Figurenspielerin eine schöne Herausforderung.
Wie sind Sie vorgegangen, um dieses Märchen für das Theater zu bearbeiten?
Im Märchen kommen „große Räume“ vor, also unterschiedliche Orte wie der Harem, das Meer, der Fischmarkt, Ägypten. Das wollte ich nutzen, um ein Bildertheater zu schaffen. Für die Recherchen war ich in Istanbul und in Teheran und habe von den dortigen Basaren Kostüme mitgebracht, die keine Faschingsassoziationen wecken, sondern sehr traditionell sind. Dann habe ich angefangen eine Textfassung zu schreiben, die zusammen mit den Schauspielern auf der Probe überprüft und weiterentwickelt wurde.
Türkische Märchen wurden traditionell mündlich überliefert, wobei man großen Wert auf die Kunstfertigkeit des Erzählers legte. Welche Rolle spielt diese Kunst des Märchenerzählens in Ihrem Stück?
Das Erzählen übernimmt bei uns der weise und berühmte Märchenerzähler Osman, der Kopf einer wandernden Märchenerzählertruppe. Zu dieser Gruppe stößt ein armer Fischer, der unbedingt Märchenerzähler werden will. Nun beginnt Osman ihn zu prüfen: Sie spielen gemeinsam das Märchen „Der schöne Fischer“, doch der Anfänger hat keine Ahnung von der Kunst des Erzählens. Aber im Verlauf des Spiels wächst er immer weiter ins Erzählen hinein und die Geschichte wird zunehmend zu seiner Geschichte.
Sie haben bei Ihrer Bühnenbearbeitung eine Rolle hinzuerfunden: den intriganten Großwesir, eine – im wahrsten Sinne des Wortes – fiese Ratte. Wie kam es dazu?
Das Märchen hatte keinen wirklichen Bösewicht und das macht eine Dramatisierung langweilig. Für eine spannende Bühnenhandlung braucht es einen Gegenspieler, der dem Helden das Leben schwer macht – daher der Großwesir. Bei uns ist das eine Rattenfigur, eine Puppe, die von Osman gespielt wird. Eine Figur ist ein ganz starkes erzählerisches wie auch bildnerisches Mittel, sie passt also sehr gut ins Grundkonzept der Märchenhaftigkeit.
Traditionell werden türkische Märchen mit Musik begleitet. Welchen Stellenwert hat die Musik in Ihrer Inszenierung?
Wir konnten Volkan Can, einen türkischen Musiker aus Tübingen, für die Produktion gewinnen. Es ist toll, dass wir auf diese Weise mit der Musik ein authentisch orientalisches Element in der Inszenierung haben. Volkan Can spielt traditionelle, alte türkische Lieder, die ausgesprochen schön sind. Aber er macht nicht nur Musik, sondern übernimmt auch eine Rolle: den Sultan.
Wie sehen denn Bühne und Kostüme aus – ein Zauber aus Tausendundeiner Nacht?
Die Kostüme sind traditionell, die Bühne ist modern im Sinne von sehr reduziert. Wir verzichten hier auf orientalische Verschnörkelungen, denn es war uns wichtiger, dass die Bühne den Vorgang des Erzählens unterstützt: Aus einem einfachen Material entsteht während der Aufführung ein Zelt, das Meer, ein Schiff etc. Das hat einen großen Zauber.