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Familienstück nach dem Kinderbuch von Lyman Frank Baum in einer Theaterfassung von Monika Kosik
6+
Schwäbisches Tagblatt, 14. November 2023
(von Stefanie Weber)
Mit dem Jungen LTT inszenierte Monika Kosik ihre eigene Version des Zauberers von Oz. Fazit: Alles, was wir brauchen, haben wir in uns selbst.
Unterm Strich
Buntes und lebhaftes Stück, das mit musikalischen Einlagen und wandelbaren Schauspielern in kreativen Kostümen verzaubert. Das Theaterstück ist für Kinder ab 6 Jahren, aber auch für interessierte ältere Zuschauer empfehlenswert.
Im großen Saal des LTT herrschte viel Andrang am Samstagnachmittag. Kinder aller Altersklassen und auch Erwachsene besuchten die fast ausgebuchte Premiere von „Der Zauberer von Oz“.
Das Theaterstück begann polternd mit einer wütenden Dorothy (Vanessa Wirth), die ihre langweilig graue Heimat Kansas satthat. Prompt wird sie durch einen Wirbelsturm aus ihrem Kinderzimmer in eine ganz andere Welt gewirbelt.
„Sei willkommen im Lande von Oz!“, begrüßt man sie an dem zauberhaften Ort auf einer knallbunten Bühne. Die gute Hexe des Nordens (Alvaro Rentz) empfängt Dorothy herzlich und erklärt, sie habe bei ihrer Ankunft versehentlich die Hexe des Ostens erschlagen. Diese war eine böse Hexe, und böse ist außerdem die Hexe des Westens, vor der sie sich hüten solle. Dorothy wird das alles zu bunt, sie will wieder zurück nach Hause. So wird sie auf den Weg in die Smaragdstadt geschickt, um sich vom dort regierenden Zauberer von Oz (Sophie Aouami) heimbringen zu lassen. Auf ihrem Weg trifft sie die Vogelscheuche (Anna Golde), die sich wie alle Figuren im Stück mit einer Gesangseinlage vorstellt und sich schwungvoll und tatsächlich wie eine Strohpuppe über die Bühne bewegt.
Doch auch sie hat ein Problem: Sie hat keinen Verstand und will dringend ein Gehirn statt nur Stroh im Kopf haben. Zusammen gehen die beiden weiter und treffen auf den Blechmann (Michael Mayer), dem es an einem Herzen fehlt. Er bedauert diesen Umstand sehr, denn: „Verstand macht nicht glücklich, nur ein Herz kann das.“Schließlich begegnet die Gruppe noch dem Löwen (Alvaro Rentz), der zwar einen wilden Auftritt inklusive Rap-Einlage und Breakdance hinlegt, aber doch zugibt, nur so laut zu brüllen, damit keiner merkt, wie feige er insgeheim ist.
Die Gefährten wollen also gemeinsam die Reise zum großen Zauberer in die Smaragdstadt antreten und dort ihre sehnlichen Wünsche nach Herz, Mut, Verstand und der Rückkehr nach Kansas vortragen.
Auf ihrem Weg durch die abenteuerliche Welt von Oz zeigen die Gruppenmitglieder ungeahnte Stärken: Die Vogelscheuche hat die besten Ideen der Vier und bringt die Freunde durch ihre cleveren Einfälle näher ans Ziel. Der Löwe zeigt sich tapfer und schreitet mutig vor allen anderen voran. Und für jemanden ohne Herz beweist der Blechmann ganz schön viel Gefühl und Empathie.
Sie lernen so gemeinsam, dass sie das, was sie sich so wünschen, bereits in sich tragen und dass etwa Mut zu besitzen nicht heißt, keine Angst zu haben, sondern sich trotz der Angst zu trauen. Sie mussten nur erkennen, dass mehr in ihnen steckt, als sie ahnten.
All das wollte Monika Kosik, die seit Januar 2023 die Künstlerische Leiterin des Jungen LTT ist, den Kindern nahebringen. Wegen der vermittelten Werte habe ihr „Der Zauberer von Oz“ schon immer gut gefallen. Gerade in der heutigen Leistungsgesellschaft sei es wichtig zu erkennen, dass man alles, was man braucht, in sich habe.
Das Stück beinhaltet auch kurze englische Passagen mit deutscher Übersetzung. Sie sind eine Hommage an das Original, den Roman von Lyman Frank Baum von 1900, dem das Stück sehr nahekommt. Zudem verleihe das Englische der Sprache der Figuren „mehr Wumms“, so Kosik.
Und die kleinen und großen Zuschauer? Waren begeistert.
Unterm Strich
Buntes und lebhaftes Stück, das mit musikalischen Einlagen und wandelbaren Schauspielern in kreativen Kostümen verzaubert. Das Theaterstück ist für Kinder ab 6 Jahren, aber auch für interessierte ältere Zuschauer empfehlenswert.
Reutlinger Generalanzeiger, 13. November 2023
(von Ulrich Schertlin)
Lyman Frank Baums Kinderbuchklassiker »Der Zauberer von Oz« in einer Fassung von Monika Kosik am LTT
Samstag, kurz nach 16 Uhr: Gespannte Stille herrscht im ausverkauften Landestheater Tübingen (LTT) kurz vor der Premiere von »Der Zauberer von Oz«: Monika Kosik hat den amerikanischen Klassiker von Lyman Frank Baum zusammen mit dem neuen Ensemble des Jungen LTT auf eine kinderfreundliche Länge gebracht und in einer knallbunten, poppigen Form präsentiert. Vor einem Bühnenbild, das aussieht wie überdimensional bemalte Bauklötze (konzipiert von Hannah Petersen, die auch für die Kostümierung zuständig ist), spielt die Geschichte von dem Mädchen Dorothy aus Arizona, das durch einen Wirbelsturm in die fantastische Welt von Oz geraten ist und nun wieder zurückfinden möchte. Dies soll mithilfe von drei neuen Freunden gelingen: einer Vogelscheuche, einem Blechmann und einem Löwen. Ihnen gemein ist jeweils ein großer Wunsch: Die Vogelscheuche möchte statt Stroh im Kopf lieber Verstand haben, der Blechmann sehnt sich nach einem echten Herz und der Löwe verlangt nach Mut.
Als die androgyn wirkende Dorothy (gespielt von Vanessa Wirth) im Lande Oz ankommt, stellt sie fest, dass ihr Haus auf der bösen Hexe des Ostens gelandet ist und sie getötet hat. Die gute Hexe des Nordens, die in ihrem Kostüm stark an eine Dragqueen erinnert, beglückwünscht Dorothy dafür und befiehlt, dass sie die magischen Schuhe der toten Hexe anziehen soll. Um in ihre Welt zurückzukehren, müsse sie in die Smaragdstadt, zum großen Zauberer von Oz reisen, der nur helfen will, wenn die böse Hexe des Westens besiegt ist. Nun lernt das Mädchen aus Arizona der Reihe nach ihre Begleiter kennen: die Vogelscheuche (Anna Golde), den Blechmann (Michael Mayer) und den Löwen (Alvaro Rentz).
Jeder Akteur trägt seinen innigsten Wunsch mit einem Lied vor. Für Komposition, Arrangements und Songtexte ist Thies Mynther verantwortlich, der für die Vogelscheuche einen flotten Rhythmus ausgesucht hat, wohingegen der Blechmann ein getragenes Stück singt und der Löwe mit wallendem Haar und athletischen Tanzmoves im Rapstyle daherkommt. Auch der Bösewicht des Stücks, die Hexe des Westens, gewandet im Gothic-Look mit viel Schwarz und jedes Erscheinen begleitet von Bodennebel, hat ihren eigenen Song. In Anlehnung an die Original-Verfilmung heißt dieser aber nicht »Ding-Dong the witch is dead«, sondern wird in »Ding-Dong the witch is back« abgewandelt.
Die Monologe der Hauptpersonen sind oft zweisprachig – die ersten zwei, drei Sätze auf Englisch, doch dann erfolgt sofort die Übersetzung auf Deutsch – dennoch sah man einige ratlose Kindergesichter und hörte ein geflüstertes »Was heißt das denn?«. Die Handlung verläuft glatt, die Dialoge wechseln von tiefsinnig (»Man sieht nur, was das Auge einem erlaubt zu sehen«) zu Wortwitzen (»Versprechen brechen ist Verbrechen«).
Im Finale besiegen die Freunde die böse Hexe des Westens, stellen hernach jedoch fest, dass der Zauberer von Oz nur ein Mensch ohne Zauberbegabung ist, dessen Macht auf Illusion fußt. Dieser macht den Gefährten aber klar, dass das, was sie sich sehnlichst wünschen, bereits in ihnen verborgen ist – und entschwebt mit einem Ballon. Das Schlusslied (»Wenn der Sturm die Wüste tanzen lässt, wird jedes Sandkorn ein Planet«) singen die Freunde gemeinsam und kommen mithilfe der Pink-Barbie-Lookalike Hexe des Südens zur Erkenntnis, »dass es manchmal der Umwege bedarf, um zu finden, was man gesucht hat«. Dorothy kehrt nach Hause zurück und Vogelscheuche, Blechmann und Löwe werden zum »Triumvirat von Oz« ernannt.
Lang anhaltender Applaus zeigte dem neuen Ensemble des Jungen LTT, dass mit dem Stück alles richtig gemacht wurde. Bei der anschließenden Premierenfeier gab es magische Limonade, die den Blutzuckerspiegel auf kurzzeitige Höchstwerte zauberte. Die nächsten Vorstellungen sind am 13. und 14. November, außerdem geht das LTT mit dem »Zauberer von Oz« auf Tour nach Villingen-Schwenningen, Ravensburg, Ehingen und Friedrichshafen.
Online Portal CUL-TU-RE.DE, 12. November 2023
(von Martin Bernklau)
Mit ihrem Jungen Theater bringt Monika Kosik den „Zauberer von Oz“ auf die Bühne im Großen Saal des LTT
Kinder wollen Klarheit. Wohl auch deshalb hat Regisseurin Monika Kosik das amerikanische Märchen um Dorothy und „Zauberer von Oz“, 1939 von Lyman Frank Baum verfasst und als Film zum Welterfolg geworden, für ihr Junges Theater am LTT ein wenig aufs Wesentliche eingedampft. Am Samstagnachmittag war die gut besuchte Premiere im Großen Saal.
„Ich halt’s hier nicht mehr aus! Die machen mich wahnsinnig!“, schimpft das Mädchen über die helikopterhafte Bevormundung der Pflegeeltern auf der einsam grauen Farm in Kansas. Ein Tornado schafft Abhilfe und enthebt Dorothy in ein Fantasieland, wo sie auf gute und böse Hexen trifft, vor allem aber auf Gefährten, die ihr jeweiliges Handicap beheben lassen wollen: Die Vogelscheuche will Verstand statt Stroh im Kopf, der ständig vom Rost bedrohte Blechmann will ein Herz, und der Löwe, ausgerechnet er, will mehr Mut. Das soll ihnen der Zauberer von Oz beschaffen, und er soll Dorothy, an der das Heimweh nagt, dann doch wieder nach Hause bringen. Also auf ins Zauberreich des Oz, in die Smaragdstadt! Die bösen Hexen beseitigen, die Hilfe der guten nutzen!
Das Bühnenbild soll für Fantasie öffnen nicht Illusionen lenken und leiten: Vor einer bunten, wie gewohnt ganz geometrisch abstrakten Kulisse mit Klappen und Wippen, Leitern und Treppen, Kuben und Zylinder-Behältnissen (auch für die schönen Kostüme zuständig: Hannah Petersen), tritt die knitze Dorothy auf, anfangs etwas laut und heftig: Vanessa Wirth. Als hübsche und liebenswürdige Vogelscheuche gewinnt Anna Golde sofort die Kinderherzen. Dem Blechmann von Michael Mayer kann niemand das Mitgefühl versagen. Und Alvaro Renz als Löwe (und erste der Hexen) gleicht mangelnden Mut durch tolle turnerische Akrobatik aus. Die guten wie die bösen Hexen sind bei Sophie Aouami so gut aufgehoben wie am Schluss der doch nicht ganz so mächtige Zauberer von Oz, ein sympathischer Blender.
Das Abenteuer geht natürlich trotzdem gut aus. Kinder mögen Happy Ends. Denn es hat sich schon angedeutet, dass die Vogelscheuche eigentlich doch ganz schlau und ganz klug ist, dass der Blechmann, der ständig geölt werden muss und wegen des Rosts keine nassen Tränen vergießen darf, doch ein zwar vom Schicksal traurig verhärteter, aber ganz lieber Mensch mit ganz viel Mitgefühl ist. Und dass der ängstliche Löwe im Angesicht der Gefahr doch mit ganz viel Mut weit über sich hinauswachsen kann.
Die Szenen sind ergänzt durch Songs, für die Thies Mynther vielleicht ein bisschen lehrhafte Texte geschrieben und einprägsame musikalische Themen bis hin zu „In-a-Gadda-da-Vida“ zu einer Karaoke-Spur arrangiert hat. Sie kamen so gut an wie das ganze, auf kindgerechte fünf Viertelstunden geraffte Märchen (Empfehlung: ab 6 Jahren). Es ließ sich nicht so ganz genau unterscheiden, wer den größeren Anteil am ewig langen Jubel hatte, die ausdauernd laut klatschenden Kinder oder die Bravo rufenden Eltern, Großeltern oder Pädagogen.