PeterLichts lyrisches Ich teilen sich Ruchter und Guglielmetti unter der Regie von Carlotta von Haebler auf - in ein junges und ein altes Ego, das sich vor allem um sich selbst und seine gepflegte Widersprüchlichkeit dreht. Die wird so lange mit lust- und angst- und metaphernverliebten Gedankenspielen gefüttert wird, bis das gesamte Ich-Gebäude einstürzt.
Obwohl sie zu zweit sind, geht's mit manischer Zwanghaftigkeit immer nur ums Ich Ich Ich, fast wie draußen, in der Realität am Anfang des dritten Jahrtausends. Und das Ende des Kapitalismus ist noch längst nicht in Sicht. Die Regie lässt diese durchökonomisierte Selbstbezogenheit auf der Bühne noch filmisch verdoppeln.
Und wie das so ist, wenn man sich ins Reich der eigenen Befindlichkeiten begibt: Man dreht sich munter im Kreis und schwatzt sich schlingernd in den Horror hinein. Ich denke, also kollabiere ich. Auch wenn es uns eigentlich ganz famos geht. Kurzum, PeterLicht gestaltet das Projekt Apokalypse durchaus unterhaltsam.
Und so frönen die beiden Ichs mal im schwärmerischen Plauderton und mal ganz aggressiv vor lauter Glück ihrem fanatischen Individualismus. Immer auf der Suche nach der eigenen und eigentlichen Befindlichkeit.
Die bewegt sich zwischen den Koordinaten Geld, Liebe, schönes Wetter und bequemes Sofa. Darin ist das Stück ganz realistisch. Und so will es sich auch Michael Ruchters smartes, eigentlich optimistisches, fast schon euphorisches Ego auf seinem überdimensionalen Sofa (Bühne: Sabine Schmidt) gemütlich machen und von seiner grandiosen finanziellen Lage schwärmen, als der entlaubte Ast über dem Dreh-Bett auch schon das persönliche Hiroshima ankündigt.
Wenn er nämlich genau nachdenkt, ist zum Beispiel das Geld "im Sinne von" Geld eigentlich eher abwesend, aber immerhin: das "Thema Geld war immer da". Mit seinem Alter Ego in Form des zerknusperten, abgelebten Clown-Verschnitts von Andreas Guglielmetti wird munter Selbsterkenntnis betrieben, behauptet, relativiert, gezerft, gestritten, werden Kissen geschlachtet und das Sofa im Kreis gedreht, bis zumindest im Kopfkino die globale Ich-Katastrophe ihren Lauf nimmt.
Denn eigentlich steht das Mono-Duo Infernale weder geld-, noch liebes-, noch sofamäßig auf der Sonnenseite. Eher herrscht das "Gegenteil von Sonne". Und im allgemeinen Jammer-Strudel kommt das widerspruchsverliebte Ego nur noch selten an die Oberfläche, um nach Luft schnappen zu können.
Kurz sieht die Welt dann wieder rosig aus und - ein bisschen Spaß muss sein - es gibt Anlass zu einem luftig panflötigen "El Condor Pasa", auf Krücken gespielt. Aber ist dieser Song im Grunde nicht auch eine Katastrophe? Und so rutscht der mit kitschigen Klängen aufgeputschte Doppel-Hans-im-Glück immer mehr in den Schlund seiner rabenschwarzen Erdmatsch-Sintflut, dass ihm's vor lauter Angstseligkeit die "Gullideckel" seiner Seele rausdrückt. Auch das Sofa stinkt mittlerweile nach "reinkarniertem Erdöl", der Küchenschrank explodiert, Konfetti wirbelt, der Boden tut sich auf, trotz des guten Betons, "mit dem man Pferde hätte stehlen können".
Alles zersprotzelt, bröckelt, explodiert, und die beiden poetisieren sich in ihren persönlichen Weltuntergang hinein, ins große Nichts, wo jeder Gedanke nur noch als "Beweis seines Gegenteils" existiert und Waschmaschinen, andere "leblose Lebewesen" und seine Freundin, mit der er eigentlich eine tolle Liebe hat, ins dunkle Loch fliegen. Alles ist möglich und gleichzeitig verliert sich alles im großen Nichts.