Schauspiel von Henrik Ibsen in einer Fassung der Schaubühne von Florian Borchmeyer
Schwarzwälder Bote, 13. Oktober 2014
(von Christoph Holbein)
Ibsens „Öko-Krimi“ passt mit seinen politischen Ansätzen, seiner Kritik am Wachstumswahn und an Wirtschaftshörigkeit, seinen grundsätzlichen Fragen zu Wohlstand und Demokratie auch 130 Jahre nach seiner Uraufführung in die heutige Zeit. Beste Voraussetzungen also für einen spannenden, unterhaltenden und zum Nachdenken anregenden Theaterabend.
Reutlinger Nachrichten, 13. Oktober 2014
(von Kathrin Kipp)
Der neue LTT-Oberspielleiter Christoph Roos lässt in Ibsens modernisiertem "Volksfeind" die Beteiligten auf einem Luftkissen nach Haltung suchen. So wird das Stück wortwörtlich zum politischen "Schwank".
Reutlinger General-Anzeiger, 13. Oktober 2014
(von Monique Cantré)
„Die Wahrheit ist immer relativ“, behauptet der Verleger (Gotthard Sinn) ohne rot zu werden. Seine Zeitung dreht die Dinge so hin, dass sie ihm nützlich sind – und auch anderen Profiteuren des Systems. Eine der stärksten Szenen der „Volksfeind“-Inszenierung des neuen LTT-Oberspielleiters Christoph Roos lässt den Chefredakteur der Zeitung (Patrick Schnicke) schulterzuckend zugeben, dass er käuflich ist. Den Skandal direkt vor der Haustür verschweigt er lieber, um bei den Mächtigen nicht anzuecken, nachdem er zuvor großspurig den investigativen Journalisten gemimt hat.
Schwäbisches Tagblatt, 13. Oktober 2014
Nichts als die Wahrheit ist nie genug
(von Wilhelm Triebold)
Ibsens „Volksfeind“, mit dem die Weckherlin-Intendanz nun auch im Erwachsenenspielplan angekommen ist, gilt seit einem Weilchen schon als Stück der Stunde. Das prähistorische Öko-Drama um eine totzuredende Ökosauerei wird landauf, landab oft und gern gespielt: Es handelt vom Wandel des selbstverliebt lebenslügenden Wahrheitsfanatikers zum verstockt ins Abseits getriebenen Eiferer. Ihn umgibt die dünne Luft, das durchlässige Luftkissen aus Rechtfertigung, Rechthaberei und Rechtbekommen. Der Aufklärer, zum Volksfeind erklärt und ausgeschieden, erweist sich kaum als Gutmensch, eher als Menschenfeind. Ein Stück, wie gemalt fürs persönlichkeitsfixierte Seelenbiotop Tübingen.