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30 Jahre Junges LTT · Geschichten, Lieder und Gedichte von Kindern
Uraufführung
8+
Reutlinger Nachrichten, 6. Mai 2014
(von Julia Kuhlmeier)
Mit einem Stück von Kleinen für Kleine: So feierte jetzt das Kinder- und Jugendtheater am LTT seinen 30. Geburtstag. Wer spielte mit? Natürlich das KJT-Maskottchen, der Elefant. Premiere war dieser Tage.
Seit 1995 ist der Elefant das Maskottchen des Kinder- und Jugendtheaters (KJT) am LTT. Und das kam so: Im heutigen LTT-Bau logierte vor 1979 eine Stuhlfabrik, die mit einem "Elefantentest" für die Belastbarkeit ihrer Möbelstücke warb. Diesen Sommer nun feiert das KJT seinen 30. Geburtstag und stellt dabei sein Maskottchen in den Mittelpunkt.
Erstmals wird dabei ein Theaterstück aufgeführt, das von Kindern für Kinder geschaffen wurde. Schülerinnen und Schüler aus insgesamt 15 Klassen schufen bei Schreibworkshops rund 1500 Geschichten, Gedichte und Lieder über Elefanten. "Die Kinder haben mit großer Zuneigung zu Elefanten geschrieben, und das merkt man den Texten auch an. Als Erwachsener denkt man beim Elefanten vielleicht nur an Savanne, Zirkus oder Zoo.
In den Kindergeschichten aber gibt es unendlich viele Elefanten in vielen verschiedenen Situationen", sagte die Regisseurin Tanja Weidner in einem Gespräch mit KJT-Dramaturgin Susanne Schmitt. Insgesamt 40 Geschichten schafften es auf die Bühne. Tanja Weidner , Stefan Bleidorn und Bernhard Mohl inszenierten ein musikalisches Stück, das sowohl lustige als auch traurige und nachdenkliche Momente enthält und dabei dem kindlichen Erzählstil treu bleibt.
"Wir haben die Texte zu 99,9 Prozent so gelassen, wie sie sind. Alles sind Texte von Kindern, die eben manchmal einen ganz besonderen Blick auf die Welt haben. Für mich sind sie ein schönes Stück Literatur", erzählt Weidner weiter. "Elefantengeschichten" spielt in einem Heizungskeller: ein ungewöhnlicher Aufenthaltsort für Elefanten. Drei Handwerker entdecken dort nach und nach die Elefantengeschichten und -lieder. Der Heizungskeller wurde vom Bühnenbildner Stefan Bleidorn deswegen ausgewählt, weil die zahlreichen Rohre entfernt an die elefantentypischen Rüssel erinnern.
Die Geschichten handeln von lustigen Begegnungen, tollkühnen Abenteuern, unheimlichen Laboren, aber auch von Ausgrenzung, Umweltschutz und Partnerschaft. Da gibt es beispielsweise ein lila Elefantenkind, das seine Andersartigkeit zu akzeptieren lernt. Oder einen mutierten Elefanten, der sich an einem verrückten Wissenschaftler rächt. Es werden Liebeslieder geschmettert, und die Coolness der Dickhäuter ist Thema eines Rap-Songs. In einer Dose treffen Liebes- und Abschiedsbriefe ein. Streitereien entflammen und werden geschlichtet. Es kommt zu Begegnungen mit Elefanten im Meer und sogar im Weltall. Kurzum, es scheint nichts zu geben, das Elefanten nicht meistern könnten.
Für die musikalische Untermalung des Stücks wählte Komponist Bernhard Mohl hauptsächlich Instrumente die als Rüsselersatz fungieren können - Klarinette, Trompete und Melodika. Bei der total auverkauften Premiere waren es nicht nur die Kinder, die oft schallend lachten. Als Lohn für die gelungene Geschichtensammlung zum Geburtstag spendete das Publikum lang anhaltenden Applaus.
Schwäbisches Tagblatt, 5. Mai 2014
(von Dorothee Hermann)
Ein Elefant ist so groß, dass er kaum auf eine Kindertheaterbühne passt. Aber manchmal hört man so einen Dickhäuter ja schon, bevor man ihn sieht. Genau diesen Kunstgriff wählen die „Elefantengeschichten“, die am Samstagabend vor etwa 60 begeisterten Zuschauern im Kinder- und Jugendtheater (KJT) der Landesbühne Premiere hatten.
Das heißt nicht, dass in der theatralischen Großtierschau gar keine Elefanten auftreten, auch wenn in dem Heizungskeller, der das Bühnenbild beherrscht, erstmal nur zwei (später drei) Hausmeister auftauchen. Nach einem seltsamen Maschinenalarm vergeht den Typen in den elefantengrauen Monteursanzügen so sehr Hören und Sehen, dass die Dickhäuter sogar in der Lüftung zu lauern scheinen. Schließlich ist der Elefant seit 30 Jahren das Maskottchen des KJT.
Mit Rüssel und Trompetenruf verquickt die wunderbar kurzweilige Inszenierung Tierisches und Menschliches zu den verrücktesten Kombinationen (Inszenierung: Tanja Weidner; Ausstattung: Stefan Bleidorn; Musik: Bernhard Mohl). „Groß und grau und schlau“, kann es der Elefant allemal mit dem Menschen, besonders solchen vom Typ Clown, aufnehmen.
Ein großer Reiz des Stückes ist, dass man nie genau weiß, ob da einfach bloß zwei (oder drei) Hausmeister eine Meise haben und sich Elefantenrüssel einbilden, wo nur Kellerrohre sind. Oder ob sich bei genug Fantasie leibhaftige Elefanten einstellen, egal, wie weit entfernt von der Savanne man sich befindet. Das lässt sich zu einer beinahe philosophischen Grundsatzfrage steigern: Elefant oder Mensch? Natur oder Gleichnis? Vielleicht hilft ein Blick nach unten, auf die Füße: Alle drei Darsteller tragen graue Monsterschuhe – mit Schnürsenkeln in Signalorange, für den überschießenden Humor des Ganzen.
Magdalena Flade, Dimetrio-Giovanni Rupp und Bernhard Mohl jedenfalls halten die wackelige Balance zwischen Clown und Elefant aufs Schönste: mal ernst, mal kurz vorm Platzen. Die Geschichten und Gedichte zu den grauen Giganten haben sich 15 Schulklassen aus Tübingen und Umgebung ausgedacht, von der ersten Elefantenliebe im Freibad bis zu eigentümlichen Verwandlungsgeschichten und merkwürdigen Flüchen, die an einem kleben bleiben. Von den 1454 Schüler-Texten wurden 40 für die Bühne ausgewählt (ab 8Jahren).
Unterm Strich
Ein herrlich aberwitziges Elefanten-Medley aus Texten und Musik, das Kinder und Erwachsene zum Losprusten bringt.
Reutlinger Generalanzeiger, 5. Mai 2014
(von Isabelle Wiltgen)
»Wenn es keine Elefanten mehr gäbe, würde ich zu Staub werden.« »Wenn es keine Elefanten mehr gäbe, würde niemand wissen, dass es überhaupt mal welche gab.« Manche Kinder sind unglaublich schlau und fantasievoll. Das ist kein Geheimnis. Letzten Samstag im LTT wurde dieser Tatsache Rechnung getragen: Das Kinder- und Jugendtheater (KJT) am LTT, das normalerweise Stücke für Kinder inszeniert, hat sich nun zum dreißigsten Geburtstag seinerseits Geschichten von Kindern gewünscht.
Da das Maskottchen des KJT der Elefant ist, drehten sich die Geschichten alle um dieses vielseitige Tier. 15 Schulklassen der Klassenstufen fünf und sechs haben in Schreibworkshops Geschichten, Gedichte und Lieder geschrieben. 40 davon hat das KJT ausgewählt, die nun als Kindertheater-Collage auf die Bühne des »LTT-oben« gebracht wurden.
Da ist zum Beispiel die Geschichte des lila Elefanten, der sich fragt, warum er lila ist. Die Kinder sehen die Elefanten in ihren Beiträgen nicht nur in der Savanne, im Zirkus oder im Zoo, sondern auch unter Wasser im Taucheranzug, beim Friseur oder gar im All.
Regisseurin Tanja Weidner ist es gelungen, diese unglaublich unterschiedlichen Geschichten miteinander zu verknüpfen. Vom Elefanten, der sich mit einem Kamm kratzt, zum Elefanten, der einen Job im Frisörsalon bekommt. Von »Elefant sucht Frau« zu »Wenn ich mich verliebe, werde ich zum Elefanten«.
Jede Menge Musik
Die beiden Schauspieler Magdalena Flade und Dimetrio-Giovanni Rupp schreien sich an, stolpern und trampeln durch die Gegend, all dies natürlich sehr überspitzt – was den Kindern (nicht nur) in der ersten Reihe deutlich gefällt. Sie lachen herzhaft mit.
Der Tübinger Musiker Bernhard Mohl hat die Inszenierung als Komponist begleitet. Er hat einige der Kindertexte vertont – mal nur mit Gesang und Gitarre, mal mit einer Melodica oder dem altbewährten, mit Butterbrotpapier bestückten Kamm.
Auch die beiden Schauspieler musizieren mit. Flade spielt Fagott, ein Instrument, das nicht leicht erlernbar ist, als ob sie ihr Lebtag nichts anderes gemacht hätte. Rupp spielt Trompete mit viel Kraft und Ruppigkeit. Sie singen, rappen und tanzen. Mal stolpern sie über ein Rohr – mal verstricken sie sich in eins.
Die Bühne (Ausstattung: Stefan Bleidorn) ist ein Raum voller Rohre (ein Verweis auf die Elefantenrüssel!), ein Heizungsraum, in dem aus allen Ecken Blätter mit einer Elefantenzeichnung hereingeblasen werden. Die Schauspieler heben sie begeistert auf, drehen sie um und sehen: Auf der Rückseite stehen ganz viele Geschichten! Manche sind traurig wie die Geschichte der toten Mutter. Manche sind voller Science-Fiction wie die Geschichte vom bösen Wissenschaftler, der Elefanten in Säure werfen will, »um zu schauen, was passiert«.
Die Texte wurden bewusst nicht umgeschrieben – und so kommen der kindlich-charmante Witz, der unschuldige Scharfsinn und die tieftraurigen und nachdenklichen Fragen der Kinder in dieser Produktion ganz unverstellt zur Geltung.