Andreas Guglielmetti, Foto: Ken Werner
Robi Tissi Graf, Gilbert Mieroph, Andreas Guglielmetti, Foto: Ken Werner
Jannik Rodenwald, Foto: Ken Werner
Andreas Guglielmetti, Jennifer Kornprobst, Foto: Ken Werner
Gilbert Mieroph, Foto: Ken Werner
Jennifer Kornprobst, Foto: Ken Werner
Andreas Guglielmetti, Jennifer Kornprobst, Robi Tissi Graf, Foto: Ken Werner
Andreas Guglielmetti, Robi Tissi Graf, Foto: Ken Werner
Robi Tissi Graf, Foto: Ken Werner
Robi Tissi Graf, Andreas Guglielmetti, Foto: Ken Werner
Gilbert Mieroph, Jannik Rodenwaldt, Robi Tissi Graf, Andreas Guglielmetti, Foto: Ken Werner
Andreas Guglielmetti, Jannik Rodenwaldt, Gilbert Mieroph, Dennis Junge, Jennifer Kornprobst, Foto: Ken Werner
Gilbert Mieroph, Foto: Ken Werner
Rolf Kindermann, Foto: Ken Werner
Gilbert Mieroph, Foto: Ken Werner
Dennis Junge, Foto: Ken Werner
Jannik Rodenwaldt, Dennis Junge, Foto: Ken Werner
Andreas Guglielmetti, Jennifer Kornprobst, Foto: Ken Werner
Andreas Guglielmetti, Jennifer Kornprobst Foto: Ken Werner
Rolf Kindermann, Gilbert Mieroph, Andreas Guglielmetti, Robi Tissi Graf, Jennifer Kornprobst, Foto. Ken Werner
Peter Engel

Fleisch ist mein Gemüse

Komödie mit Live-Musik nach dem Roman von Heinz Strunk · 14+


Schwäbisches Tagblatt, 2. Dezember 2024

Und sonntags fehlt die Erinnerung

(von Peter Ertle)

Die Bühnenadaption von Heinz Strunks autobiographischem Roman "Fleisch ist mein Gemüse" bildet den Abschluss der popkulturellen Musicaltrilogie.

Gibt es einen Unterschied zwischen dem Publikum, das auf einem Fest des Dorfschützenvereins aus den 80er Jahren den Hitverschnitt zwischen Schlager, Neue Deutsche Welle, Pop aus den 70ern, Rock'n Roll-Klassikern, und Saufliedern feiert - und dem Theaterpublikum einer Unistadt, das 2024 ein Stück feiert, in dem die Geschichte dieser Band unter Abspielen solcher Lieder auf eben solchen Festen gezeigt wird?

Logisch. Der Unterschied liegt unter anderem in der ironischen Distanz, außerdem erlebt das heutige Publikum alles so bisschen angefüttert mit den sogenannten Schattenseiten, also etwas anreflektiert. Und es hat zusätzlich Spaß an der Schauspielkunst. Aber groß ist der Unterschied nicht, vor allem dort nicht, wo Theater die Funktion einer erweiterten Party hat und das Publikum beim rückwärtsgewandten Sentiment abholt.

War es in den beiden popkulturellen Vorgängerstücken dieser Trilogie Dominik Günthers noch annähernd eine Musikrichtung, die präsentiert wurde, geht es nun gemäß des Dorfband-Repertoires der „Tiffanys“ stillos kreuz und quer. Als die Bandmitglieder zum ersten Mal ihre Glitzerkostüme anlegen, die Sandra Fox ihnen auf den Leib geschneidert hat, rauscht Beifall durch den Saal.

Eigentlich ist es ja auch eine todtraurige Geschichte, der arme Heinz mit seinen Pickeln, die depressive Mutter, jeder der Bandmitglieder hat sein Päckchen zu tragen, aber show must go on. Und sind wir nicht alle verliebt in die Liebe? Ja doch, ja doch. Und wird uns im Verlauf dieses Abends wie im Verlauf des Lebens, nicht immer ein bisschen schlechter, aber toll, aber toll ist es doch, muss ja, oder so ähnlich? Dem Publikum scheint es jedenfalls mehrheitlich zu gefallen. Nur bei Heinzens Mutter (also Heinz ist der Bandleader), deren seelische Nöte Jennifer Kornprobst körperlich werden lässt, die sich windet, krampft und einmal auch aus dem Fenster fällt, ist der Selbstmord vorprogrammiert. Er wäre allerdings in diesem Stück mit seiner bühnentechnisch lustig abstrahierten Karikaturwelt nicht vorstellbar, in diesem Genre nicht verkraftbar.

Ansonsten: Schauspiel-Nummern einer Musical-Volkskomödie. Hier verdienen sich vor allem zwei in Mehrfachrollen Meriten: Robi Tissi Graf und Rolf Kindermann. Die Band (Gilbert Mieroph, Dennis Junge, Jannik Rodenwaldt) rutscht reihenweise auf einem Ei aus oder haut sich ein Brett vor den Kopf. Gags, Pointen. Und Gurki holt die ganz große Sprichworttüte raus. Vor allem in der Neubedichtung alter Songs finden sich einige Perlen. „Immer wieder sonntags fehlt die Erinnerung“ (Cinndy&Bert). Doch, da haben wir gelacht. Wenn nur nicht dieser geschmacklose Verhau von Liedern wäre.

Einmal zieht eine Publikumspolonaise durch den Saal, aber das spoilern wir nicht, ach Mist, jetzt ist es schon passiert, naja, keiner ist perfekt. Und keiner gefeit vor diesem in der Schaubühne als moralischer Anstalt steckenden Sendungsbewusstsein, das geht halt doch nicht ganz weg, Restbestände wollen zumindest aus Gründen schlechten Gewissens und eines vorzeigbaren Alibis noch kurz bedient werden. So wird hier am Ende doch noch ein kleiner gesungener Polit-Kommentar zur konservativen Gegenwartstendenz nachgereicht, seltsam zusammenhanglos, mündend in das einzige Volkslied des Abends, „Kein schöner Land“, wunderbar mehrstimmig, wirklich ergreifend. Da können die einen nun raushören, dass doch alles gar nicht so schlecht ist wie immer gesagt wird, die anderen hören womöglich vor allem die nationale Konnotation „unser Land“ heraus. Das nennen wir dann mal geschickt um eine Position herumgemogelt. Steht kurz im Raum wie das Etikett auf einer falsch ausgezeichneten Ware. Ein Irrläufer.

Schlussapplaus, sofort standing ovations, man will einfach unbedingt gut drauf sein und megaherzlich, feiern, feiern, ist ja sonst so schlimm in der Welt gerade. Dann ist auch dieser Abend vorbei.

Zuhause die neue Platte von Nick Cave, als Reinigungsritual.


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Reutlinger General-Anzeiger, 2. Dezember 2024

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CUL-TU-RE.DE (online), 30. November 2024

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