Gilbert Mieroph, Franziska Beyer · Foto: Tobias Metz
Franziska Beyer · Foto: Tobias Metz
Franziska Beyer, Dennis Junge · Foto: Tobias Metz
Rosalba Salomon · Foto: Tobias Metz
Franziska Beyer · Foto: Tobias Metz
Gilbert Mieroph, Dennis Junge · Foto: Tobias Metz
Dennis Junge · Foto: Tobias Metz
Franziska Beyer, Dennis Junge, Rosalba Salomon, Gilbert Mieroph, Jonas Hellenkemper · Foto: Tobias Metz
Gilbert Mieroph · Foto: Tobias Metz
Dennis Junge, Gilbert Mieroph, Rosalba Salomon, Jonas Hellenkemper · Foto: Tobias Metz
Dennis Junge, Gilbert Mieroph · Foto: Tobias Metz
Franziska Beyer, Dennis Junge · Foto: Tobias Metz
Franziska Beyer · Foto: Tobias Metz
Dennis Junge, Jonas Hellenkemper, Rosalba Salomon, Gilbert Mieroph · Foto: Tobias Metz

Frankenstein

Nach der Gothic Novel von Mary Shelley · 14+


Schwäbisches Tagblatt, 18. Juni 2024

Bin ich Mensch, bin ich Tier?

(von Peter Ertle)

Wie der Praxisbeweis einer Theorie eine leidende Kreatur erschafft, zum Mörder macht und einen ehrgeizigen, aber verantwortungslosen Forscher böse einholt: Frankenstein am Landestheater.

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Reutlinger General-Anzeiger, 16. Juni 2024

Wer ist hier das Monster?

(von Thomas Morawitzky)

Das LTT bringt Mary Shelleys Horror-Klassiker »Frankenstein« mit Musical-Elementen auf die Bühne

Denkt man an Frankenstein, sein Monster, denkt man an Boris Karloff. James Whale machte ihn 1931 zur prototypischen Frankenstein-Figur – viele weitere Adaptionen folgten seither dem Muster, das hier vorgegeben wurde: Das Monster, aus geraubten Leichenteilen gebaut, wird in einem entlegenen Gemäuer durch den Blitz zum Leben erweckt, ist stumm, tötet in Verwirrung, wird von Dorfbewohnern gehetzt und verbrannt.

Nahe an der Vorlage

Wer einen Blick in das Buch wirft, das Mary Wollstonecraft Shelley 1818 anonym veröffentlichte, stellt fest, dass dort eine andere Geschichte erzählt wird. Shelley gab ihrem Monster Sprache, die Fähigkeit, seine sinnlose, schmerzliche Existenz zu artikulieren, seinen Schöpfer zu hinterfragen, ihn anzuklagen. Dominik Güthers »Frankenstein«-Inszenierung am Landestheater Tübingen beginnt als grotesk überdrehtes Musical, lässt die »Rocky Horror Picture Show« über den Gartenzaun schauen, hält sich zugleich aber erstaunlich eng an die Vorlage – und dringt vor zu ihrem Kern.

Die Show beginnt rasant und komisch. Dennis Junge stolziert als Frankenstein umher, sein Vater (Gilbert Mieroph) verdammt ihn zum Studium an einem obskuren Ort: »Ingolstadt!« Dort angekommen hört Frankenstein die Vorlesungen des Professor Waldmann (wieder Mieroph), der durch einen dreieckigen Schlitz im Vorhang schaut (ein Illuminat?) und lässt sich vom Studenten Clerval (Jonas Hellenkemper) die Idee einflüstern, dass elektrischer Strom Leben sei.

Leben aus dem Labor

Bald schon frohlockt Frankenstein als operettenhafter Geck: »Ich habe menschliches Leben erschaffen!« Doch das Experiment scheint misslungen. Frankenstein kehrt enttäuscht zu seiner Familie zurück. Im Labor jedoch beginnt die Kreatur, sich unter ihrer glänzenden Folie zu regen. Sie stolpert auf die Beine, sie beginnt, ihren Schöpfer zu verfolgen.

Sandra Fox schuf für »Frankenstein« eine Bühne wie ein Wimmelbild: Überall liegen Dinge, die auf Frankensteins Geschichte, seinen Mythos verweisen: Da ist ein Globus als Augapfel, da sind Trichter, Schläuche, eine Säge, Kabel, Tierpräparate, Instrumente, Herzen aus Stoff. Dazwischen Tastaturen: Denn Victor verkehrt mit seiner Verlobten Elisabeth (Rosalba Salomon) eifrig via E-Mail.

Das Kabuff des irren Wissenschaftlers gibt den Rahmen für alle Szenen des Stückes, ob sie nun in Ingolstadt oder Genf spielen. Frankenstein trabt im Eiltempo von hier nach dort, eine projizierte Landschaft fliegt vorbei, eine brutale Surfgitarre (musikalische Leitung: Leo Schmidhals) treibt ihn an. Beim ersten Auftritt schon tragen alle Schauspieler Horrormasken; Victors Familie gestikuliert mit künstlichen Gliedmaßen, sein Bruder William (ebenfalls Hellenkemper) tätschelt eine Alienfigur. Geht Frankenstein auf Reisen, stopft er einen Darm in seinen Koffer. Wo ist die Grenze? Wo endet der Mensch, beginnt das Monster?

Ein grotesker Körper

Das Monster auf der Bühne ist Franziska Beyer. Sandra Fox hat sie in ein fleischiges Ganzkörperkostüm gesteckt, das in alle Richtungen wuchert. Aus dem Innern des grotesken Gebildes kämpfen sich intensive Empfindungen an die Oberfläche, Fragen, Bedürfnisse. Gilbert Mieroph spielt dazu als blinder Mann ein Lied von Carole King auf der Gitarre: »You’ve got a friend«. Leider bleibt das ein Traum. Der Schritt über die Grenze ist schnell getan: Das Monster nimmt Elisabeth in seine Arme, bricht ihr das Genick und berichtet zugleich emotionslos von seiner Tat.

Dominik Günther hat einen Stoff, der berühmt genug ist, um gänzlich abgenutzt zu sein, als grelle Jahrmarktsensation inszeniert und damit ins Schwarze getroffen. Zuletzt sind das Monster und sein Schöpfer gemeinsam auf der Bühne – Frankenstein sitzt am Flügel, die Kreatur singt, blutrot in grünem Nebel. Beyers Stimme dringt traurig-schön aus dem entstellten Körper: »Ich sitze auf den Trümmern und weine über die Zerstörung. Liebe wird mir nimmermehr zuteil.«


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cul-tu-re.de, 15. Juni 2024

Das Monster leidet

(von Martin Bernklau)

Dominik Günther nimmt sich am Tübinger LTT das Horror-Urbild aus Mary Shelleys Schauerroman vor.

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