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Mobile Produktion für Kindergärten von Anne-Kathrin Klatt
Uraufführung
3+
Reutlinger General-Anzeiger, 8. Mai 2013
(von Veit Müller)
Uraufführung - Kinder- und Jugendtheater am LTT zeigt in einer Kindertagesstätte das Erzählstück »Geschichten aus der Quasseltasche« von Anne-Kathrin Klatt
»Wisst ihr, was hier passiert?« Die noch zaghafte Antwort aus dem Publikum: »Theater«. Genau. Sogar Landestheater. Aber nicht für die Erwachsenen, sondern für die Kleinen, so ziemlich die Kleinsten der Kleinen. Die Kinder- und Jugendabteilung am LTT macht sich mal wieder auf die Socken, spielt außer Haus, in Kitas und Kindergärten und erzählt »Geschichten aus der Quasseltasche«.
Genau genommen ist es Magdalena Flade, die als Mia diese Geschichten, die Autorin Anne-Kathrin Klatt verfasst hat, erzählt. Kein Vorhang, sondern die Tür geht auf und Flade schiebt einen fahrbaren Untersatz herein, der einem Kinderwagen ähnelt. Das wichtigste Utensil aber ist die quietschgelbe Quasseltasche, die sie umhängen hat. »Da sind viele Wörter drin«, sagt sie. Lange, kurze, dicke, dünne, und auch runde, wie Murmeln, »das rollt so im Mund herum«.
Viele Wörter kommen aus dieser Tasche, wie Wind, Frechdachs oder Baum. Aber auch unsinnige sind dabei, wie Sonnenmurmelkatze. Und bei diesen Wörtern schmeißen sich die Kleinen natürlich weg, das Gelächter ist groß.
Mia zaubert Elmups oder so ähnlich aus der Tasche. Sie bilden lustig, brummelnd, jaulend das Wort Blume oder Katze. Ihnen folgt der traurige Sumpfschlumpf, der erst wieder fröhlich wird, als er seine Tränen, kleinen leuchtenden Kugeln gleich, in ein Loch kullern lassen kann.
Inzwischen kann sich das junge Publikum kaum noch zurückhalten, und Magdalena Flade muss viel Improvisationstalent aufbieten, um die Geschichte am Laufen zu halten. Aber das beherrscht sie perfekt, sie bezieht die Kleinen mit ein, die immer mutiger und vorlauter werden. Sie sind fasziniert von Mia und ihrer Quasseltasche und gehen begeistert mit.
Am Ende holt sich Mia ihren wohlverdienten Applaus ab. Sie macht den Kleinen das Klatschen vor und sie stimmen lachend mit ein. Das größte Kompliment erhält die Schauspielerin aber von einem der Jungs aus dem Publikum. »Das war aber ein kurzes Theater«, sagt er und das zeigt, es hat Spaß gemacht und die Kinder haben sich von Anfang bis Ende köstlich amüsiert. Was will man mehr.
Magdalena Flade versteht es sehr gut, die Kleinen bei Laune zu halten. Nach dem Quasseltaschen-Stück spielt sie noch ein paar Minuten mit den Kindern, gibt die Requisiten im Sitzkreis herum.
Die Uraufführung von »Geschichten aus der Quasseltasche« von Anne-Kathrin Klatt war am Dienstag in der Kindertagesstätte Casa Kitana in der Tübinger Hegelstraße. Das kleine Stück ist die erste mobile Produktion des Kinder- und Jugendtheaters für Kindergärten und Kindertagesstätten. Es ist für Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren gedacht, die in vertrautem Rahmen Theater erleben sollen. Es soll für die Kleinen »ein sehr eindrückliches, starkes Erlebnis« werden, sagt Klatt. Und so war es jetzt auch. Sogar mit sprachlichem Lerneffekt, ohne dabei pädagogisch zu aufdringlich zu wirken.
Schwäbisches Tagblatt, 8. Mai 2013
Die Sonne hat Stachelstrahlen, der Sumpfschlumpf weint Musik
(von Dorothee Hermann)
Mit „Geschichten aus der Quasseltasche“ kommt das LTT-Kinder- und Jugendtheater erstmals in Kindertagesstätten und Kindergärten
So eine Quasseltasche ist ziemlich groß, knallgelb und ganz zottelig vor lauter Fransen. Sie gehört Mia (Magdalena Flade vom LTT-Kinder- und Jugendtheater) mit den roten Strümpfen und dem roten Rüschenrock, halb großes Kind, halb Wortsammlerin und Zauberclown. Drinnen verstecken sich Wörter, Silben und seltsame Wesen, die durcheinanderbrabbeln und herauspurzeln, wenn Mia nicht aufpasst, und sich mit feinem Klang oder einer durchdringenden Fahrradklingel bemerkbar machen.
Wenn man an diese Buchstabenwesen denkt, kann man sie sehen, aus der Tasche holen oder zumindest genauer hören. „Murmel“, zum Beispiel. „Merkt ihr, was das für ein Rollwort ist?“, fragte Mia bei der Premiere am Dienstagvormittag in der Tübinger Kindertagesstätte Casa KiTaNa in der Hegelstraße. Die Wolke dagegen sei ein Wort, das „so auf der Lippe kribbelt“. Ein dumpfes, schweres Lautgebilde klingt wie „rumphump, rumphump“ und ist nichts weniger als ein mächtiger Baum – ganz ähnlich dürfte eine Sprechblase im Comic funktionieren. Die Kinder wollen den imaginären Baum ziemlich handfest auf die Bühne zerren: „mit der Axt und dann rausziehen“ schlagen sie vor, oder werfen ein: „Ich bin ganz kräftig!“ Aber Mia rät: „Rufen ist besser“, und zeigt wie nebenbei, dass das Theater auch davon lebt, wie viel man sich vorstellen kann.
Wenn man an diese Buchstabenwesen denkt, kann man sie sehen, aus der Tasche holen oder zumindest genauer hören. „Murmel“, zum Beispiel. „Merkt ihr, was das für ein Rollwort ist?“, fragte Mia bei der Premiere am Dienstagvormittag in der Tübinger Kindertagesstätte Casa KiTaNa in der Hegelstraße. Die Wolke dagegen sei ein Wort, das „so auf der Lippe kribbelt“. Ein dumpfes, schweres Lautgebilde klingt wie „rumphump, rumphump“ und ist nichts weniger als ein mächtiger Baum – ganz ähnlich dürfte eine Sprechblase im Comic funktionieren. Die Kinder wollen den imaginären Baum ziemlich handfest auf die Bühne zerren: „mit der Axt und dann rausziehen“ schlagen sie vor, oder werfen ein: „Ich bin ganz kräftig!“ Aber Mia rät: „Rufen ist besser“, und zeigt wie nebenbei, dass das Theater auch davon lebt, wie viel man sich vorstellen kann.
Wenn wieder Plappersalat und Kauderwelsch ungeordnet aus der Quasseltasche dringen, amüsiert das die knapp 20 drei- bis fünfjährigen Premierenbesucher/innen sehr. Wenn sie sich vorstellen, was sie sehen, wenn sie morgens aus dem Fenster schauen, kommt die Sonne hervor, stachelig und klein wie eine Handpuppe, und Mia legt eine kleine Pantomime hin, von Sonnenschirm bis „sonnenfaul“. Dieses Adjektiv ist so anschaulich, dass es die Kinder sofort lustig finden. Mia hat auch noch eine Zaubermaschine: ein wunderliches Gefährt auf Kinderwagenrädern, mit einem blauen Tablett und einer Lampe, eine winzige Bühne auf der Bühne, auf der der traurige Sumpfschlumpf seinen Auftritt hat. Das schlaffe schwarze Beutelwesen schluchzt, bruddelt vor sich hin und weint schließlich – Knalleffekt – silberne Kügelchen, die Musik machen können. Da stürzen Kinder auf die Bühne: Sie wollen unbedingt sehen, wie das zusammenhängt. Inszenierung und Ausstattung hat sich Anne-Kathrin Klatt ausgedacht.
Unterm Strich
Magisch-kurzweilige Inszenierung, die aus kuriosen Geräuschen oder Lauten eine Geschichte spinnt. Im Premierentest herrlich amüsant für kleinere Kinder, und so bunt und lustig, dass auch Erwachsene ihren Spaß daran haben dürften.