Yaroslav Somkin, Sophie Aouami, Michael Mayer · Foto: Tobias Metz
Sophie Aouami, Yaroslav Somkin · Foto: Tobias Metz
Sophie Aouami, Yaroslav Somkin · Foto: Tobias Metz
Sophie Aouami, Michael Mayer · Foto: Tobias Metz
Yaroslav Somkin, Michael Mayer · Foto: Tobias Metz
Sophie Aouami, Yaroslav Somkin · Foto: Tobias Metz
Yaroslav Somkin, Sophie Aouami · Foto: Tobias Metz
Michael Mayer, Yaroslav Somkin · Foto: Tobias Metz
Michael Mayer, Yaroslav Somkin · Foto: Tobias Metz
Michael Mayer, Sophie Aouami, Yaroslav Somkin · Foto: Tobias Metz
Yaroslav Somkin · Foto: Tobias Metz
Michael Mayer, Sophie Aouami · Foto: Tobias Metz
Sophie Aouami · Foto: Tobias Metz
Peter Engel

Löwenherzen

Jugendstück von Nino Haratischwili · 10+


Reutlinger General-Anzeiger, 3. März 2025

Ein Stofftier verbindet Welten

(von Verena Völker)

Das Jugendstück »Löwenherzen« von Nino Haratischwili feiert am Jungen LTT Premiere. Im Zentrum: ein Plüschtier

Bei der Premiere von Nino Haratischwilis »Löwenherzen« beim Jungen LTT Tübingen am Freitagvormittag waren zahlreiche Schulklassen zu Gast – viele Schüler mit eigenen Stofftieren im Arm. Ein passendes Bild, denn im Zentrum steht ein Stofflöwe, der eine weltumspannende Reise antritt. Die Inszenierung von Mia Constantine nimmt das Publikum mit auf eine bewegende Reise, die kindliche Perspektiven auf globale Themen in den Fokus rückt. In verschiedenen Rollen sind Yaroslav Somkin, Sophie Aouami und Michael Mayer zu sehen.

Die Geschichte beginnt in einer Fabrik in Bangladesch, wo der achtjährige Anand den Löwen näht. Überzeugt, dass Gott in Europa lebt – dort, wo es Smartphones, Schokolade und Geschenke zu Weihnachten gibt – versteckt er einen Brief in dem Stofftier. Der Löwe soll ihn an Gott überbringen. Doch bevor Anand den Brief vorlesen kann, wird er vom Fabrikbesitzer, dargestellt durch einen riesigen Pappfuß und eine Stimme aus dem Off, angetrieben, den Löwen fertig zu nähen.

So beginnt die Reise des Stofflöwen um die Welt. Durch übergroße Pappfiguren (Ausstattung: Johann Brigitte Schima) wirkt die Welt der Erwachsenen unnahbar und bedrohlich. Die Kinder stehen im Zentrum des Stücks. In der nächsten Szene lernt das Publikum Emma kennen. In einem Brief erklärt sie ihre Gefühle. Früher war die Familie glücklich, bis sie umgezogen sind, die Mutter die Arbeit verlor, die Eltern sich entfremdeten. Durch den Brief wird den Eltern bewusst, dass Emma ihren Zwist mitbekommen hat; sie entschließen sich, miteinander zu reden.

Die Situation, dass sich Eltern streiten und auch trennen, kennen viele Familien; aus der kindlichen Perspektive wirkt das noch schmerzhafter. Durch Emmas Spende landet der Löwe im Senegal. Dort fungiert er für ein Mädchen als Mutmacher, das ihn an Kiano weiterschenkt, der Angst vor seinem Vater hat.

Kiano verschenkt ihn an Amari, der mit seiner Familie auf einem Boot nach Euro flieht. Auf dem Schiff begegnet er Vanya, die einen Stoffelefanten dabeihat. Die beiden spenden sich gegenseitig Mut. Als beide Stofftiere ins Meer fallen, verlieren sie einen wichtigen Begleiter – doch sie gewinnen eine neue innere Stärke. Hier erinnert die Inszenierung daran, dass sich hinter den oft anonymen Bildern von Flüchtlingsbooten in den Nachrichten wahre Schicksale verbergen.

In Frankreich wird der Löwe zum Glücksbringer der jungen Pianistin Louise. Ihre Begegnung mit dem Fotografen Alex offenbart eine weitere Facette: den Umgang mit der medialen Darstellung von Kindern. Alex versucht, Louise aus der Reserve zu locken, doch sie bleibt distanziert – bis sie die Rollen tauschen und sie von ihrem Stofflöwen erzählt, der ihr Sicherheit gibt. Es wird klar: beide sind nicht glücklich. Louise würde lieber zu Rockmusik tanzen; Alex ist traurig, weil seine Freundin und er keine Kinder bekommen können. Louise schenkt Alex den Löwen, der ihr die Kamera mit den Bildern von ihr darauf. Sie soll selbst entscheiden, was mit den Bildern passiert.

In der folgenden Szene sieht man Aouami auf der Bühne. Rechts von der Bühne stehen Michael Mayer und Yaroslav Somkin in Astronauten-Anzügen. Sie unterhalten sich als Föten, die in drei Wochen geboren werden sollen. Es stellt sich heraus, dass die Frau auf der Bühne die Mutter von Anand ist, die wiederum die Leihmutter von Alex und seiner Freundin ist. Dieser hat ihr neben Geld und Geschenken auch den Stofflöwen gegeben. So kehrt der Stofflöwe am Ende zu Anand zurück. Der Junge freut sich, seinen Löwen wiederzusehen, und fragt ihn nach der Antwort Gottes auf all seine Fragen. Trotz Happy End bleibt ein bitter-süßer Nachgeschmack.


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Schwäbisches Tagblatt, 3. März 2025

Schnee und ganz viel Schokolade

(von Dorothee Hermann)

Unterm Strich:

Wirkt über die Handlung hinaus sehr stark durch die fantasievolle, vor Ideen sprühende Gestaltung. Wie vor einem Computerbildschirm öffnen sich immer wieder neue Fenster auf die Welt, und Figuren können holterdiepolter die Realitätsebene beziehungsweise das Spiel-Level wechseln, so abrupt, wie Alice durch das Kaninchenloch ins Wunderland hinabrauschte.

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