Das Programm rund um die Nibelungen–Festspiele brachte gleich zum Auftakt eine Produktion des Jungen Theaters Heilbronn auf die Bühne. Michael Miensopust spielte Wolfram von Eschenbachs „Parzival“, ...
... und wenn sicher auch nicht alle Tiefen dieses Riesenwerks ausgelotet wurden, so erhielt das Publikum im Kleinen Theater in der Würdtweinstraße doch wesentliche Denkanstöße, vielleicht auch den Impuls, sich intensiv mit dem Epos zu beschäftigen, auf jeden Fall aber wurde es gut anderthalb Stunden hervorragend unterhalten. Selbst die ganz Kleinen gingen begeistert mit.
Was hier mit wenigen Requisiten, viel Phantasie und schauspielerischer
Ausdrucksfähigkeit gestaltet wurde, war schlichtweg erstaunlich. Miensopust schlüpfte in die Rolle Parzivals und seines Vaters Gachmuret, ließ die gesamte Tafelrunde aufleben, kommentierte Turniere als rasender Reporter und jagte den Zuschauern als Kundrie eine
Gänsehaut über den Rücken.
Drei Blechschränke stellten je nach Bedarf Ritter, Berge, Throne dar, aber auch den Fundus und diverse Nebenzimmer, daneben spielten eine Krawatte und ein Kleiderbügel eine tragende Rolle, und die Damen der Geschichte gaben sich als Schal, Kleid, Perücke und rotes Dessous mit schwarzen Spitzen zu erkennen, zum Leben erweckt durch einen sensitiven Partner, der ihre mütterlichen, herrschsüchtigen und erotischen Instinkte zu wecken vermochte.
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