Abonnieren Sie unseren WhatsApp Newsletter!
Um zu starten, müssen Sie nur die Nummer +49 1579 2381622 in Ihrem Handy abspeichern und diesem neuen Kontakt eine WhatsApp-Nachricht mit dem Text "Start" schicken.
Abenteuer-Erzähltheaterstück von Felix Schmidt
Uraufführung
8+
Kreisbote Landsberg, 10. Oktober 2012
(von Patricia Eckstein)
Felix Schmidts "Störtebekers Sohn" ist ein Apell an die Phantasie
[...] Ein Junge ist allein zuhause, wartet auf den Vater, der mit ihm ins Kino will. Doch der Vater kommt nicht [...] - so entsteht Kindertheater, wie es sein sollte: voller Phantasie, Witz, Spannung und origineller Einfälle, und viel besser als Kino.
[...] Autor und Regisseur Felix Schmidt hat mit diesem Stück eine große Legende in ein kleines Kammerspiel über die Grundthemen Mut, Freiheit und Zusammenhalt gebracht, unterhaltsam und authentisch.
[...] Und als sich am Ende der Vater meldet und verspricht, nun doch mit ins Kino zu gehen, fragt man sich nur: "Wieso? Geht doch lieber ins Theater!"
Augsburger Allgemeine / Landsberger Tagblatt, 8. Oktober 2012
(von Romi Löbhard)
"Störtebekers Sohn" im Stadttheater
[...] Das KJT, in Landsberg bekannt für qualitativ hochwertiges Theater, lieferte mit dem Einpersonenstück "Störtebekers Sohn" erneut eine klasse Leistung ab. Es passte einfach, von der Inszenierung über das bürgerliche Wohnzimmer als Kulisse bis zur musikalischen Untermalung. Und mittendrin agierte ein fabelhafter Henry Braun als Junge, der sich mangels Anwesenheit von Familie seine Geschichte zusammenzimmert. [...]
Reutlinger Nachrichten, 28. September 2012
(von Kathrin Kipp)
Familien-Drama, Freibeuter-Abenteuer, Hollywood-Parodie und mehr: "Störtebekers Sohn" am LTT geriet höchst abwechslungsreich und unterhaltsam.
"Störtebekers Sohn" zappt sich durchs Fernsehprogramm. Denn sein Vater, der mit ihm ins Kino gehen wollte, hat abgesagt, weil er länger arbeiten muss. Das findet der Sohn total uncool. Er wünscht sich lieber einen echten Helden als Vater. Einen, der tun und lassen kann, was er will. So einen wie Störtebeker. Und so hüpft Henry Braun als "Störtebekers Sohn" auf seinem Sofa-Schiff herum, phantasiert sich in die Piratenwelt und sucht sich für jede Szene den passenden hollywoodesken Soundtrack aus ("Pirates Of The Caribean", "Eye Of The Tiger", "Lied vom Tod" oder "Winnetou"): rein in Störtebekers Welt aus Freiheit, Liebe, Gerechtigkeit und Mut.
Felix Schmidts (Stück, Regie und Ausstattung) originelle Störtebeker-Version wird so zu einer lustigen, spannenden, kreativen und mehrfach verspiegelten Mischung aus historischer und moderner Legende, aus Phantasie und Realität, aus Kitsch, Intrigen, Romantik, Ironie und Parodie, und nicht ohne einen Schuss Aktualität, Politik, Gesellschaftskritik und würziger Kapitalistenschelte: "Alles Pfeffersäcke!"
Erzähler und Alle-Figuren-Darsteller Henry Braun (dessen Vater Norbert Braun ebenfalls viele Jahre lang als Freilicht-Störtebeker auf der Bühne stand) ist als Störtebeker-Fan ganz beseelt von seiner Geschichte: Sein Held hat nämlich auch "ganz klein angefangen", erzählt er, und war als Angestellter der Hanse nur ein ganz kleiner Fisch. Bis ihn die Piraten gefangen nehmen. Statt viergeteilt zu werden, absolviert er lieber die Piraten-Aufnahmeprüfung: Einen Riesenhumpen auf Ex. Für Klaus "Stürz-den-Becher" kein Problem.
Und so gehts auf in den Kampf um eine bessere Welt, denn Störtebekers Mannen sind praktisch frühkommunistische "Likedeeler" - Gleichteiler. Auch Henry Braun geht auf Beutezug durch die Schubladen seiner Kommode und fördert einen ganzen Piratenschatz aus Süßkram zu Tage, den er unter den "Armen" im Publikum verteilt, die völlig begeistert sind von so viel Freigiebigkeit. Denn dem Freibeuter geht es "um mehr als Geld und Süßigkeiten!", wie Henry Braun mit nicht wenig Emphase verkündet. Sondern er hat eine Botschaft: Die Menschen und die Kinder könnten sich ihre Wünsche erfüllen, wenn sie mehr zusammenhalten und sich gegenseitig aushelfen würden.
So schafft es Henry Braun, jede Menge Pathos und Idealismus zu verbreiten, und trotzdem keinen Schiffbruch zu erleiden, weil alles mit einer gehörigen Portion Ironie und Übertreibung versehen ist.
Reutlinger General-Anzeiger, 28. September 2012
Mit Lampenschirm über die Planke
(von Stefanie Prinz)
Das LTT-Kinder- und Jugendtheater bringt das Abenteuer-Erzähltheaterstück »Störtebekers Sohn« auf die Bühne. Unterhaltung für jede Altersgruppe
Ein Junge in blauer Trainingsjacke auf dem Sofa, ein langweiliger Abend vor dem Fernseher und ein Vater, der nie Zeit hat, mit dem Sohn ins Kino zu gehen. Das ist die Situation, die die Zuschauer beim Betreten des LTT-oben vorfanden, wo die Premiere des Stücks »Störtebekers Sohn« von Regisseur Felix Schmidt am LTT-Kinder- und Jugendtheater stattfand. Aber was hat das mit dem berühmten Seeräuber zu tun? In der Fantasie des Jungen eine ganze Menge.
»Papa soll mal nicht mehr nur machen, was ihm andere vorschreiben - so wie Piraten«, sagt der achtjährige Jan, dem nicht gefällt, dass der Vater länger arbeiten muss. So beginnt er, sich in die Geschichte des Seeräubers Klaus Störtebeker zu fantasieren, der vom Gefangenen zum Piratenhauptmann wurde. Aber in diesem Abenteuer-Erzähltheaterstück wird nicht nur gesprochen: Darsteller Henry Braun spielt mit Stimme und Körpereinsatz alleine die verschiedenen Rollen, etwa den Schiffsführer Gödeke. Dabei verwandelt sich das Wohnzimmer in die Ostsee, und das weiße Sofa in der Mitte wird zum Piratenschiff.
Das Entern der Kogge, sprich der Kommode, bringt viele Schätze ein, einen goldenen Kerzenständer und viele Süßigkeiten, die die jungen Zuschauer in den vorderen Reihen in Begeisterungsstürme versetzten. Auch was die Piraten mit dem Namen »Likedeeler« (»Gleichteiler«) meinten, mit dem sie sich selbst bezeichneten, wird hier vermittelt. Dabei tritt Braun aus dem Bühnenraum heraus und ruft das Publikum dazu auf, mehr auf die Mitmenschen zu achten.
Aber es gibt auch Probleme: Die Hanse will gegen die Piraten vorgehen, die erst überlegen scheinen. So wird ein Vertreter der Hanse kurzerhand in ein Fass gesteckt und über die Planke des Piratenschiffs geschickt. Dieses Bild entsteht, wenn Braun, den Kopf durch einen Lampenschirm gesteckt, über die Sofalehne balanciert.
Daraufhin müssen die Männer der Hanse sich etwas Neues überlegen, stellt sich der Junge vor, und schwingt im zu großen Sakko aus dem Kleiderschrank des Vaters und mit großen Politikergesten eine Rede. Durch einen Trick werden Störtebeker und seine Truppe schließlich gefangen genommen, bevor er der Legende nach noch ohne Kopf einige Meter geht.
Nachdem durch die imaginären Kämpfe in dem Wohnzimmer einiges zu Bruch gegangen war und der Fernseher nur noch qualmte, erntete Schauspieler Henry Braun minutenlangen Applaus. Von den ersten Reihen mit den jüngsten Zuschauern wohl auch für die verteilten Gummibärchen, vor allem aber für die Leistung, die Zuschauer rund 60 Minuten lang in den Bann der Geschichte zu ziehen. Das Publikum schien dabei bestens unterhalten zu sein, sodass es für jede Altersgruppe so einiges zu Lachen gab.
Schwäbisches Tagblatt, 28. September 2012
(von Achim Stricker)
Jan sitzt sauer vor dem Fernseher. Eigentlich hatte sein Vater versprochen, mit ihm ins Kino zu gehen. Doch jetzt besteht der Chef auf Überstunden und das Versprechen gilt nichts mehr.
„Papa macht immer, was andere sagen“, rebelliert Jan. Da waren doch Piraten wie Störtebeker viel selbstbestimmter. Die haben sich ihre eigenen Gesetze gemacht. So beginnt die Meuterei im Wohnzimmer.
Felix Schmidt, Regieassistent am LTT-Kinder- und Jugendtheater, selbst Kapitänssohn, war als Kind auf den Weltmeeren unterwegs. Sein Stück „Störtebekers Sohn“, von Schmidt inszeniert, ist Erzähltheater für einen Solo-Schauspieler. Das bedeutet sportliches Figuren-Hopping. Und Henry Braun läuft in seinem ersten Theater-Solo zur Höchstform auf, zieht alle Register der Komik und Verwandlungskunst. Mal ist er Störtebeker, dann wieder dessen bärenkehliger Piraten-Kollege Gödeke oder der manierliche Magister Wigbold. Präzise wiedererkennbar spielt er die Figuren aus, setzt sicher seine Pointen oder Running Gags wie die regelmäßigen Kontrollanrufe von Jans Vater („Nein, Papa, der Fernseher ist aus.“).
Bei der Premiere am Mittwoch konnte man an den Reaktionen der jungen Zuschauer direkt ablesen, wie exakt das Stück sie bei ihren Themen abholt, wie beteiligt sie darauf einsteigen. Jan spielt Störtebekers Geschichte nach. Zunächst im Dienst der Hanse, wird er von Piraten entführt und wechselt die Seite. Für den richtigen Hintergrund-Sound zu den imaginären Seeschlachten zappt sich Jan durchs Fernseh-Programm. Nebenbei zerlegt er das Wohnzimmer, kapert die Kommode und plündert die Süßigkeiten-Vorräte. Beim Anblick der erbeuteten Gummibärchen brechen im jungen Publikum bemitleidenswerte Begehrlichkeiten aus. Selbstverständlich gibt Störtebeker den Unterzuckerten etwas ab. Und die Grundschüler in den vorderen Reihen geben nach hinten an die Erwachsenen weiter. Die Beute wird gerecht geteilt. Soweit klappt die Übung.
Störtebeker, ein Robin Hood der Meere. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit auf Piratenbasis? Eine neue Solidar-Ethik der Außenseiter? Da steckt viel Sprengstoff drin. Sind „die Guten“ tatsächlich die Guten und was macht sie dazu? Zwischendurch geht im Zuschauerraum das Licht an und Henry Braun tritt in Dialog mit dem Publikum: „Wofür lohnt es sich zu kämpfen?“ „Was wünschst du dir?“ Am Mittwoch jedenfalls sind die meisten wunschlos glücklich. Hier wäre allerdings auch Gelegenheit gewesen, die relevanten Fragen nach Recht und Unrecht zu stellen und noch mehr in eine Diskussion zu gehen. Die jungen Zuschauer hätten sicher eine differenzierte Meinung zu Piraterie, Geben und Nehmen.
Das Stück operiert ambitioniert auf mehreren Ebenen gleichzeitig, aus dem Off werden etwa Fernsehnachrichten eingespielt: Piratenpartei, Finanzkrise und Mindestlohn. Das alles wird recht freihändig nebeneinander gestellt. Manches mag in dem Tempo und bei der Informationsfülle an den jungen Zuschauern vorüberziehen, aber das Wesentliche werden sie verstehen: dass die Erwachsenen keinen Plan haben, wie’s weitergehen soll. Selten lachten bei einer KJT-Premiere Kinder und Erwachsene so oft gemeinsam an denselben Stellen.
Unterm Strich
Meuterei im Wohnzimmer: Beim Piratenspiel vermischen sich die Ebenen von Realität und Fiktion, Fragen nach Gleichheit und Gerechtigkeit tauchen auf. Das Stück zu Piratenpartei und Wertekrise - für Zuschauer ab acht Jahren. Etwas zu viel und zu temporeich, aber mitreißend gespielt und treffsicher auf die Zielgruppe zugeschnitten.