Das KJT in Korea!

5. August 2013

Ein Abstecher der ganz besonderen Art stand im Juli für das KJT auf dem Programm, statt wie so häufig für ein paar Stunden ins Ländle zu fahren, ging’s für 10 Tage nach Südkorea! Die ASSITEJ, die internationalen Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche, sowie das Goethe-Institut Korea hatten die KJT-Produktion EIN TAG WIE DAS LEBEN zu zwei große koreanische Theaterfestivals eingeladen. Eine große Ehre – und ein spannendes Abenteuer!

Den kompletten Reisebericht findet ihr hier.

Mit dementsprechend großer Vorfreude und einer gehörigen Portion Reisefieber ist die KJT-Delegation (Magdalena Flade, Rupert Hausner, Michael Miensopust, Matze Hupel, Anne-Kathrin Klatt und Susanne Schmitt) ins Flugzeug gestiegen und nach etwa 13stündiger Flugzeit und mit 7 Stunden Zeitverschiebung im schwül-heißen Seoul gelandet. Nachdem wir uns ein bisschen eingewöhnt und den Jetlag notdürftig überwunden hatten, ging’s am nächsten Tag zum „Sejong Center for the Performing Arts“, dem Spielort des „ASSITEJ Korea Summer Festival“ – ein großer Gebäudekomplex mit mehreren Spielstätten. Für uns war eine große Bühne, das „M Theatre“, vorgesehen. Ob der Nachbau unseres Bühnenbildes wohl geklappt hatte? Und wir waren mit nur einem einzigen Koffer für Kostüme, Requisiten und Maske angereist. Doch alle Elemente unseres Bühnenbildes waren da – und mindestens so gut gebaut wie das Original, wenn nicht sogar besser. Nur der Wäschekorb, das wichtigste Requisit unserer Aufführung, fehlte. Und wie sich später herausstellte, war es auch gar nicht so leicht ein ausreichend großes Exemplar aufzutreiben, denn offensichtlich benutzt man in Korea eher selten Wäschekörbe...

Mit Hilfe einer großen koreanischen Crew wurden Bühne, Licht und Ton eingerichtet. Mit Englisch und mit Händen und Füßen gelang die Verständigung erstaunlich gut. Und am nächsten Tag war es endlich soweit: Etwa 200 koreanische Kinder und Eltern sowie einige andere Festivalteilnehmer strömten in den Theatersaal, wo sie vom weiß uniformierten Einlasspersonal auf ihre Plätze geführt wurden. Ein munteres, lautes Treiben, das schlagartig verstummte, als die Schauspieler auf die Bühne kam. Absolute Ruhe. Aber schon nach wenigen Minuten war der Bann gebrochen! Vor allem die Kinder ließen sich sofort auf das clowneske Stück ein und quittierten die Spielereien, die Streitigkeiten und die Erinnerungen des alten Paares auf der Bühne mit begeistertem Lachen, großer Aufmerksamkeit und viel Applaus – genauso wie an den folgenden vier Vorstellungen.

Daneben erkundete wir die pulsierenden Ausgehviertel von Seoul und drückten uns durch das Gewühl des allabendlichen Nachtmarktes rund um unser Hotel. Außerdem gewöhnten wir uns an den immer wieder einsetzenden heftigen Regen, besichtigten Paläste und Tempel, informierten uns über die koreanische Hangeul-Schrift, schauten Theateraufführungen aus Korea, Japan, Sri Lanka und Nürnberg sowie Darbietungen von Kampfkunsttruppen und Performancegruppen, hörten traditionelle koreanische Musik und K-Pop, und erprobten unsere Fingerfertigkeit im Umgang mit den Essensstäbchen und gewöhnten unsere Gaumen soweit als möglich an die koreanische Küche mit Kimchi und Co.

Nach insgesamt vier Tagen in Seoul ging’s dann weiter nach Miryang: Nach etwa vier Stunden Autofahrt in Richtung Süden, entlang der Berge, vorbei an zahlreichen Industrieanlagen. Und nach einer kleinen Fabrik-Siedlung landeten wir schließlich zwischen Reis- und Lotusfeldern im „Miryang Theatre Village“. Auf einem ehemaligen Schulgelände war vor über 20 Jahren ein Theaterdorf gegründet worden, mit zahlreichen Spielstätten, zum Teil unter freiem Himmel, Probenräumen, einem großer Fundus, einem Archiv sowie Gäste- und Wohnhäuser für die Künstler, die zum Teil das ganze Jahr dort gemeinsam leben und arbeiten. Für uns waren zwei der Privathäuser geräumt worden, wo einige von uns echt koreanisch auf dünnen Matratzen auf dem Boden auf dem Boden schliefen.

Wir waren am heißesten Ort Koreas angekommen und hatten noch dazu den bisher heißesten Tag des Jahres erwischt: über 45 Grad in der Sonne! Dennoch genossen wir als einzige europäische Festivalteilnehmer das großartige Programm des „Miryang Summer Performing Arts Festivals“, jeden Tag gab es sechs verschiedene Stücke zu sehen – von traditionellem Maskentheater, über Kinderstücke, „Sommernachtstraum“-Adaptionen und die „Orestie“ bis hin zu einem zeitgenössischen Stück über eine nordkoreanische Flüchtlingsfamilie – und um Mitternacht wurden die an- und abreisenden Gruppen mit einer kleinen Feier begrüßt oder verabschiedet.

Wir spielten unser Stück drei Mal, wieder vor etwa 200 Kindern und Eltern. Die Reaktionen während der Aufführungen waren zwar zurückhaltender als in Seoul, aber der Schlussapplaus war jedes mal enorm und im Anschluss machten die Zuschauer unzählige Erinnerungsfotos mit den beiden Schauspielern.

Nach drei intensiven, erlebnisreichen Tagen ging es dann wieder zurück nach Seoul. Ein letzter Tag für Sightseeing im ältesten Teil Seouls und die Suche nach Mitbringsel für die daheimgebliebenen Kollegen stand auf dem Programm. Dann ging’s zurück nach Hause. Nach etwa 13 Stunden Flug und mit 7 Stunden Zeitverschiebung landeten wir müde und erschöpft wieder in Deutschland – voller neuer Eindrücke aus der Fremde, mit der großartigen Erfahrung von einem fremden Publikum derart getragen zu werden, begeistert von der koreanischen Gastfreundlichkeit und mit der Erkenntnis, dass man vieles essen kann, aber keine Fischsuppe zum Frühstück...

Vielen Dank für diese wirklich tolle Reise:

 

감사합니다

Gamsahamnida!



Anhänge:






© 2016     Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen Impressum