Mit den Premieren von "Am Boden" und "Nora oder Ein Puppenheim" haben zwei mutige Frauen die LTT-Bühnen erobert: Laura Sauer spielt die "Pilotin" in George Brants Stück, inszeniert von Tobias Bernhardt: "Erst Kämpfernatur in der Bläue des Himmels, unter Einsatz des eigenen Lebens, als alleinige Beherrscherin ihres Jets. Dann am Boden im Schichtdienst am Bildschirm - wo sie nur ins Grau blickt, wo sich manchmal tagelang nichts tut in diesem Wüstengraubraun - diesen Konflikt stellt uns Brant, stellt uns Laura Sauer als LTT-Solo-Pilotin als erstes dar ... sie versteht es gerade, jene (in diesem Stück muss man es so nennen): 'Grauzonen' zu bespielen, in denen die Pilotin vom Mix aus Gewalt und Ödnis angegriffen wird, nach außen hin aber um so trotziger auftritt. Wir aber sehen die Saat des Zweifels aufgehen, dieses feine Rieseln hinter ihrer Stirn, wie gesagt keine Reflexionsleistung, eher etwas unbewusstes, körperliches, ein Riß, der sich auftut. Und dessen fortschreitendes Aufreißen der Zuschauer neugierig verfolgt." (Schwäbisches Tagblatt)
Zu Hüseyin Michael Cirpicis Inszenierung von "Nora" mit Jennifer Kornprobst in der Titelrolle waren die Stimmen gespalten: Regie und Bühnenbildnerin hätten "Ibsen auf den Punkt gebracht", lobt Armin Knauer im Reutlinger Generalanzeiger und schreibt weiter: "Alles hängt in diesem reduzierten Raum an den Darstellern. Und denen gelingt es mit hohen Intensität, das Ringen der Akteure um ihren Standpunkt glaubhaft zu machen." Sein Fazit: "Alle zusammen bieten ein dichtes, sprachlich hochpräzises, fast krimiartig spannendes Kammerspiel. Wie heutig doch Ibsen sein kann!"
Wilhelm Striebold im Schwäbischen Tagblatt ist kritisch, was vor allem der Kürze der Fassung geschuldet ist, und findet: "Noras Lernprozess, der im Befreiungsschlag mündet, bleibt da letztlich auf der Strecke. Wie sie sich verstrickt in Abhängigkeit, zugewiesener Luxusweibchenrolle mit Lizenz zum Shoppen, selbstverschuldeter, fremdversorgter Unmündigkeit, aufopfernder Hilfsbereitschaft oder - bedürftigkeit, Schuldgefühlen, Schulden und Intrigen - das alles wird kaum entwirrt, eher noch mehr zusammengezurrt." Aber auch er lobt die Darsteller, allen voran Jennifer Kornprobst: "Selbst in dieser 'Nora'-Light-Version gelingt es Jennifer Kornprobst sogar noch, ein paar intensivere schauspielerische Ausrufezeichen innerhalb der wegbrechenden Schuldscheinwelt zu setzen."
Und schließlich in den Reutlinger Nachrichten freut sich Kathrin Kipp über das Ensemble und die Regie, die sich "hin und wieder ... einen surrealen Psycho-Flash (gönnt). Nora, gespielt von Jennifer Kornprobst, steht im Zentrum, Licht und Musik wirken entsprechend außerirdisch, alle andern kommen über-ich-mäßig bedrohlich die Treppen herunter und setzen die arme Nora gewaltig unter Druck ... Das geschmeidig agierende Ensemble führt Figuren vor, die man als Zuschauer mal mehr, mal weniger nachvollziehen kann. Und über die man sich richtig aufregen kann, weil sie schön nervig, zwanghaft hilfsbereit, freundlich böse, krankhaft glücklich oder übelst gut sind. Fast wie im richtigen Leben also!"
Die nächsten Vorstellungen:
AM BODEN
17.12.15 TICKET , 18.12.15 TICKET , 14.01.16 TICKET , 17.01.16 TICKET , 28.02.16 TICKET
NORA ODER EIN PUPPENHEIM
11.12.15 TICKET , 12.12.15 TICKET , 17.12.15 TICKET , 18.12.15 TICKET , 14.01.16 TICKET , 05.02.16 TICKET