Ein Psychogramm. Nach den Protokollen des Serienmörders Fritz Haarmanns (1924) · 16+
Zwischen 1918 und 1924 hat Fritz Haarmann 24 Jungen und Männer umgebracht, totgebissen im Liebesrausch, die Leichen anschließend zerlegt. Für seine Verurteilung und Hinrichtung muss der Psychiater Prof. Dr. Schultze die Zurechnungsfähigkeit Haarmanns erklären. Die Protokolle seiner Gespräche dienten dem LTT als Vorlage für die Theaterfassung „Der Totmacher“. Es ist ein Kammerspiel, das in der komplizierten Beziehung seiner Protagonisten gleich mehrere Dinge ans Licht bringt: die Sensationslust, die öffentliche Vorverurteilung und den Justizskandal der viel zu späten Verhaftung Haarmanns. Der Mörder buhlt um Anerkennung und Zuneigung: ein plumpes, komplexbeladenes, gefallsüchtiges Kind. Oder doch nicht? Und der Doktor hört zu, will verstehen und lehrt ihn Mores. Ein verzweifelter Vater und sein verlorener Sohn.
Haarmann – die Bestie, der Kannibale, jedenfalls ein zwiegespaltener, hilfloser Mensch mit kindlichem Gemüt, der eigentlich nie jemandem etwas zuleide tun möchte – wird zur Legende. Der Homosexuelle Haarmann war der deutsche Serienmörder par excellence, dem im Dezember 1924 der Prozess gemacht wurde. Im Frühjahr 1925 wurde Fritz Haarmann im Gefängnishof des Landgerichtes Hannover enthauptet.
Gespielt wird im kleinen Hörsaal der alten Anatomie, der seit seinem Bau 1833 beinahe unverändert geblieben ist. Hier wurden früher vor den Augen von Studierenden nicht nur Tierkadaver seziert (wie die Ausstellung „Entgrenzte Anatomie. Eine Tübinger Wissenschaft und der Nationalsozialismus“ zeigt). Ein für sich schon theatralisch aufgeladener Ort also, der fast schon ein eigenes Bühnenbild abgibt und die richtige Atmosphäre schafft für dieses Psychogramm der Bestie Mensch.
Premiere 11. April 2024
Pausiert
Dauer 85 Minuten